Nach dem Zigeunerschnitzel gehts jetzt dem holländischen Nikolaus an den Kragen

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Diese ganze political correctness ist Kosmetik und dient nur dazu, von wirklichen Problemen abzulenken bzw. die Einstellung der Menschen zu den umbenannten Wörtern zu steuern - oft in einem gänzlich anderen als dem vorgeschobenen Sinn!. Sicher ist es richtig, dass wir nicht nur so sprechen, wie wir es als richtig empfinden, sondern auch, dass wir als richtig emfinden, was uns die Sprache vermittelt. So entstehen immer mehr neue Wortschöpfungen und nicht zuletzt Euphemismen, die dem rhetorisch ungeschulten Mitbürger ( also vermutlich 90 Prozent aller!) bei aller Sperrigkeit irgendwann beiläufig über die Zunge gehen. "Afrodeutscher" statt "Neger" "Mensch mit Behinderung" statt "Krüppel", oder gar "sozial schwach" statt "arm". Und genauso sanft wie er um die Klippen des hässlichen Wortes geschippert wird, genauso mühelos wird ihm das genaue Hinhören und das Nachdenken über die wahre Bedeutung der schönen neuen Wörter ausgetrieben. Denn mal ehrlich: Was ist denn an Afrodeutscher besser als Neger? Ein Neger ist einfach schwarz bzw. eben sehr dunkel (von lat. niger = schwarz). Ein Afrodeutscher hingegen ein Deutscher - und auch wieder nicht. Eben nicht so ganz deutsch, nicht so richtig, ein bisschen afrikanisch, also wild oder so, ist er schon auch noch, gell? Und der Krüppel? Der ist einfach ein bisschen krumm gewachsen. So wie die Krüppelkiefer im Hochgebirge. Die ist so krumm, weil sie perfekt angepasst ist an ihre Umgebung. Die ist ein Krüppel, aber kein Behinderter. Beim Mensch mit Behinderung wird aber nicht herausgestellt, was er ist, sondern, was er nicht kann! Und "sozial schwach" sind doch eigentlich genau die, die Arme gerne als sozial schwach bezeichnen: Die mit viel Kohle, aber null Sozialkompetenz! Denn "sozial" heißt ja nicht "finanz-". Finanzschwach wäre die korrekte Übertragung des Wortes "arm" ins Aufblasneudeutsch. "Sozial schwach" ist eine Unverschämtheit! Wenn wir uns an manche Euphemismen gewöhnen ohne sie zu hinterfragen, gewöhnen wir uns auch an die entsprechenden Sichtweisen. Da müssen wir aufpassen.
 
Brauner Bär war eh nicht so mein Geschmack, da vermisse ich Florida-Boy schon mehr ... :bye02 ... aber nun zurück zum Nikolausi, schöne Vorweihnachtszeit und ... ach ja ... kein Börsencrash mehr, das "Schwarzer Montag" ja wohl auch nicht mehr ist ...
 
Und "sozial schwach" sind doch eigentlich genau die, die Arme gerne als sozial schwach bezeichnen: Die mit viel Kohle, aber null Sozialkompetenz! Denn "sozial" heißt ja nicht "finanz-". Finanzschwach wäre die korrekte Übertragung des Wortes "arm" ins Aufblasneudeutsch. "Sozial schwach" ist eine Unverschämtheit! Wenn wir uns an manche Euphemismen gewöhnen ohne sie zu hinterfragen, gewöhnen wir uns auch an die entsprechenden Sichtweisen. Da müssen wir aufpassen.
:thumbup: jupp, so isses. Gilt generell für viele Dinge, die angeblich "gesellschaftlicher Konsens" sind, ohne je kritisch hinterfragt worden zu sein. Da wird aus Schwachsinn schnell Gesetz.
 
Ich habe mich in dem Zusammenhang einmal gefragt was aus dem "Sarotti Mohr" geworden ist. Der wurde bereits 2004 zum "Sarotti Magier" geändert.
Aber auch das ist eigentlich aberwitzig,denn "Magier" oder besser Magoi waren die Priesterkönige im antiken Mesopotamien-theoretisch könnte sich heute wieder ein Iraner wegen Diskriminierung beschweren. Nebenbei bezeichnen sich die muslimischen Marokkaner (im Gegensatz zu den Berbern,die nicht immer Muslime sind) selber als Neger,nämlich als "les Negre" weil ihre Vorfahren ursprünglich aus dem Nigergebiet stammten.
 
Wer bestimmt eigentlich den "gesellschaftlichen K(N)onsens"? Ich weiß, hier ist das Mittelalterforum und nicht das Forum "gute Frage .net" Im MA wars der Thing, dann der Fürst und später der Stadtrat , aber heute?
 
Und "sozial schwach" sind doch eigentlich genau die, die Arme gerne als sozial schwach bezeichnen: Die mit viel Kohle, aber null Sozialkompetenz! Denn "sozial" heißt ja nicht "finanz-". Finanzschwach wäre die korrekte Übertragung des Wortes "arm" ins Aufblasneudeutsch. "Sozial schwach" ist eine Unverschämtheit! Wenn wir uns an manche Euphemismen gewöhnen ohne sie zu hinterfragen, gewöhnen wir uns auch an die entsprechenden Sichtweisen. Da müssen wir aufpassen.
:thumbup: jupp, so isses. Gilt generell für viele Dinge, die angeblich "gesellschaftlicher Konsens" sind, ohne je kritisch hinterfragt worden zu sein. Da wird aus Schwachsinn schnell Gesetz.
Arme als sozial-schwach zu bezeichnen ist ebenso unsinnig wie das vorher benutzte Wort asozial,als wenn jemand,nur weil er finanziell schlechter versorgt ist,automatisch nicht sozial eingestellt wäre. Das zu denken ist asozial und dumm. Ich kenne Hartz-IV-Empfänger,die sehr sozial eingestellt sind und das Wenige,das sie haben,noch mit Ärmeren teilen würden.
 
Wer bestimmt eigentlich den "gesellschaftlichen K(N)onsens"? Ich weiß, hier ist das Mittelalterforum
Nehmen wir doch mal das Mittelalter. Im Hochmittelalter gab es in Europa weitestgehend eine recht streng aufgebaute Gesellschaftsordnung,denoch denke ich,dass die Gesellschaft in mancher Hinsicht nicht unsozialer war als die heutige.
 
Ich bin überrascht... negativ überrascht. Von einigen in diesem Forum. Dass man diese Diskusion hier führt und dass so viele von euch auf sinnlose sprachliche Gewohnheiten bestehen, die absolut keinen Wert haben und im Zweifelsfall nur verletzen können. Das ist genau die konservative Art von Einstellung, die dem üblichen Stammtisch-Rechtentum zu Grunde liegt. "Das war schon immer so und bis jetzt hatten wir keine (für uns ersichtlichen) Probleme damit, warum sollen wir was ändern?" Das ist eine gefährliche Denkweise, die uns Menschen viele Probleme eingehandelt hat im Laufe der Zeit. Sprache ist flexibel und verändert sich und es tut niemand weh, etwas weniger vorbelastete Wörter in seinem Sprachschatz zu benutzen. Jeder Schritt heraus aus andere-benachteiligenden Verhaltensweisen war bis jetzt einer heraus aus der Gewohnheit und Gedankenlosigkeit. In diesem Sinne kann man nur begrüßen, dass es da draußen noch Menschen gibt, die über Gewohnheiten und Gedankenlosigkeiten nachdenken und nicht alles einfach so hinnehmen, wie "es schon immer war".
 
Natürlich ändert sich Sprache. Und auch der Sprachgebrauch oder die Bedeutung verschiedener Wörter erfahren immer wieder Änderungen, Erweiterungn oder Verengungen. Die Frage ist nur, ob man solche Bedeutungsveränderungen per Dekret erzwingen muss. Oder ob man sich nicht vielmehr auf die natürliche "Evolution" der Sprache verlassen darf. Früher war eine "Dirne" ein Mädchen und ein "Freier" ein junger Mann, der um ein Mädchen als seine Braut warb. Diese Bedeutungen haben die genannten Wörter immer noch - kein Mensch käme auf die Idee, bei einer "Hamburger Deern" handle es sich um eine Prostituierte von der Reeperbahn und wer "Freiersfüßen wandelt" sucht mitnichten käufliche Liebe. Dennoch haben beide Wörter natürlich auch noch andere Bedeutungen und man kann, je nach Kontext, auch ohne Germanistikstudium unterscheiden, welche Bedeutung ein Wort wann hat. Irgendwann werden all die Wörter, die man uns als "Pfui-Wörter" verbieten möchte, genauso verschwunden sein wie das "Lüsterweibchen" (weibliche Zierfigur auf einem Kronleuchter) und der "Aftermieter" (Untermieter) - einfach, weil keiner mehr so redet. Und das passiert ganz automatisch. Was ich kritisiere, ist das bedingungs- und rückfragelose Akzeptieren von euphemisierenden Wortschöpfungen, die vordergründig mehr Toleranz oder Akzeptanz erzeugen und weniger stigmatisierend klingen sollen, bei genauerer Betrachtung diesen guten Willen jedoch ad absurdum führen, weil sie eine glatte Verhöhnung des so Bezeichneten sind. "Sozial schwach" ist nur ein Beispiel dafür. In diese Kategorie gehören auch "Entzerrung des Preisgefüges" (Verteuerung) oder "Freisetzung" (Entlassungen aus dem Arbeitsverhältnis) oder "kindgerechter sexueller Missbrauch" - dieses Wortungetüm bezeichnet einen Vorgang, bei dem das Opfer nicht merkbar körperlich zu Schaden kam... Wir gewöhnen uns immer mehr an solche Wörter, ohne das zu sehen, was sie eigentlich bedeuten. Und echauffieren uns über Negerküsse und Zigeunersoße...
 
Schreibe ich doch auch mal wieder etwas: Ich mache mich nicht (grundlos ;) ) über andere Menschen/-gruppen lustig, das gehört sich nicht, schließlich will ich auch nicht angegriffen oder zur Belustigung ausgenutzt werden. Nein, ich lache mit den Adressaten, denn wenn sie es lustig finden ist es harmlos. Beispiel? Beispiel!: "[Hier KZ Judenwitz einfügen]" <- unlustig "Besucht ein Jude 1940 einen emigrierten Juden in New York und eindeckt ein Bild von Adolf Hitler an der Wand: Was hängt den dieses Bild an der Wand? - Es hilft gegen Heimweh" <- lustig "Weib" stoßt heute zurecht auf Ablehnung von Frauen, oder etwa nicht? Sonst würden die Haarmittelwerbungen doch "Weiber" und nicht Frauen ansprechen. Ich denke es ist wie auf einem Ball: Jeder zieht feine Sachen an, dadurch entfallen viele Konflikte über den Anzug des anderen von Vorhinein. Gleiches gilt für solche (verachtenden) Wörter, man setzt sich für ein friedlicheres Leben ein, wenn man sie nicht benutzt. Das Leben ist doch schöner, wenn man andere nicht belästigt. Reinhard Mey sagt zurecht, dass es (noch) nicht Schluss ist, sich an unsere Vergangenheit zu erinnern. Liebe Grüße Christian
 
Der Unterschied zwischen dieser "new speech" und dem Vermeiden von echten Unwörtern ist doch, das für diskriminierende Bezeichnungen andere, genauso diskriminierende Bezeichnungen kreiert werden, ohne die Wurzel im Denken zu erreichen und im anderen Fall eben präziser gesagt werden kann, was man meint. Das Problem wird eben nur schöner bezeichnet. Ich bin eben nicht sozial schwach, sondern arm oder unterbezahlt, bzw beides. Und ich wurde auch nicht freigesetzt wegen Reduzierung der Produktion, sondern wegen Auftragsmangels entlassen. Es verschwindet doch nichts, nur weil ichs nicht mehr beim Namen nenne. Was am "swarten Piet" das rassistische ist, ist , das Weiße sich als Karikaturen von schwarzen Afrikanern geben, das ist auch für mich mit nem rassistischen Geschmäckle. Ich habe da jetzt die Bezeichnung "schwarze Afrikaner" gewählt, weil es ja noch viel mehr "schwarzhäutige" Menschen gibt , als nur die vom afrikanischen Kontinent und es nun mal auch weiße Afrikaner gibt. Es bleibt rassistisch, wenn man auf die Hautfarbe oder die Herkunft eines Menschen abhebt, wenn das im Kontext nichts zu suchen hat,egal , wie man das benennt. Also wie man auf die Hautfarbe des Herrn Obama abhebt, ist ziemlich egal, das man darauf abhebt , ist ein Zeichen von Rassismus.
 
Grundsätzlich hast du ja recht, katan. Aber ich frag mich schon, warum mmer erst im Nachhinein "schlimme Wörter" definiert und ausgetauscht werden, als von vorneherein sich dafür stark zu machen, dass man bestimmte Besonderheiten anderer Menwschen nicht als Schimpfwort hernimmt? Ein "Idiot" ist zunächst mal ganz wertfrei ein Mensch mit einem Intelligenzquotienten unter einem bestimmten Maß. Ein "Spast(iker)" ein Mensch mit einer bestimmten Form der Lähmung. Ein "Schwuler" ist ein Mann, der sich körperlich zu anderen Männern hingezogen fühlt. Was ist daran schlimm? Ist man ein schlechter, minderwertiger Mensch, wenn man Idiot, Spastiker oder schwul ist? Warum fühlen sich die Nicht-Idioten, -spastiker und -schwulen beleidigt, wenn man sie so bezeichnet? Müssten nicht vielmehr alle Menschen dafür eintreten, dass bestimmte Wörter, die eben eine menschliche Besonderheit kennzeichnen, nicht als Schimpfwörter benutzt werden dürfen? Es ist eine Beleidigung, zu einem anderen Menschen "Sie Idiot!" zu sagen. Was ist mit "Sie intellektuell Herausgeforderter!!" ? Stelle ich dann den Menschen, der tatsächlich eine geistige Behinderung hat, nicht dennoch als minderwertig da - ungeachtet meiner Wortwahl?
 
mir fätt da pispers zum begriff 'unterschicht' ein: "unterschicht ist diskriminierend, also zu eindeutig. prekariat ist das, was sie verwenden müssen, damit diese leute nicht merken, wenn wir über sie reden. "
 
Ein wirkliche Antwort habe darauf nicht, Morgan. Ich befürchte die gibt es auch nicht. Mir ist gerade der Gedanke gekommen, dass man wahrscheinlich vieles nur dann richtig verwenden kann, wenn man auch die Geschichte kennt. Der Spruch "Arbeit mach frei" stimmt zum Beispiel für 95% der Auszubildenden die ich kenne. Endlich kann man sich vom Elternhaus lösen, ist nicht mehr auf Unterstützung angewiesen. Aber man sollte auch nicht vergessen das "maximal pigmentiert Mensch" nicht wirklich korrekt ist, schließlich ist eine dunkle Hautfarbe eigentlich evolutionsbiologisch der Standard gewesen und die helle Hautfarbe sich erst später entwickelt hat, also sind Europäer "minimal pikemtierte Menschen". Ebenfalls macht sich derjenige der es trotzdem verwendet meistens darüber lustig, dass man die "alten, guten" Begriffe nicht mehr sagen darf, und wer das macht ist meistens ein Ich-bin-ja-kein-Nazi-aber-Mensch. Pragmatisch wie ich bin würde ich eine beschreibende und keine wertende Lösung vorschlagen: Einfach von heller/dunklen/etc Hautfarbe reden. Ich erlebe es beim Begriff Heimkind. Ich habe erlebt das mich Lehrer so angesprochen haben, das geht nicht ok. Was hätten sie aber auch sonst sagen sollen? Das ist einfach: gar nichts. "Rasse" wird überschätzt, wie würde es denn klingen wenn Bild titeln würde "grünaugiger Mann xxx" anstatt "Türke xxx" (und damit deutsche Staatsbürger meinen)? Grüße Christian
 
Jeder Schritt heraus aus andere-benachteiligenden Verhaltensweisen war bis jetzt einer heraus aus der Gewohnheit und Gedankenlosigkeit. In diesem Sinne kann man nur begrüßen, dass es da draußen noch Menschen gibt, die über Gewohnheiten und Gedankenlosigkeiten nachdenken und nicht alles einfach so hinnehmen, wie "es schon immer war".
Genau diese Leute sind oft das Problem, das sie eigentlich lösen wollen. Denn bei der exzessiven Hatz auf political incorrectnes wird allzu oft das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Das Gegenteil von gut sei nicht böse, sondern gut gemeint, hat Kurt Tucholsky mal sehr treffend konstatiert. Wenn Leute meinen, neue soziale Strömungen einbringen zu müssen, dann geht der Schuss oft nach hinten los. Abgesehen davon, dass ich ein Mindestmaß an Konsequenz vermisse. So ist es inzwischen zur Mode geworden, nicht mehr "Kinderschänder" zu sagen, sondern "Pädophiler". Und nein, das ist eben nicht dasselbe. Dass damit eine komplette Minderheit kriminalisiert und gebrandmarkt wird, die per se niemandem was getan hat, interessiert erschreckenderweise am allerwenigsten genau die selbsternannten Weltverbesserer und Menschenfreunde, die sich andererseits stundenlang über den Sarotti-Mohr ereifern können. Da werden, wie ich weiter oben ja schon mal erwähnt habe, eifrig Dinge geächtet, von denen sich die Mehrzahl der Betroffenen überhaupt nicht beleidigt fühlt und stattdessen neue eingebracht, die unter'm Strich die Sache eigentlich nur noch schlimmer machen. Und, wie am eben genannten Beispiel zu erkennen, schreckt unsere moralische "Elite" auch nicht vor Volksverhetzung zurück, wenn es gerade in ihr verqueres Weltbild passt. Es gibt genügend weltanschauliche Abgründe in diesem Lande, die weit dramatischer sind als der Negerkuss. Aber diese werden eher gepflegt denn kritisch hinterfragt, geschweige denn bekämpft. Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf (Theodor Fontane) Ist denn noch niemandem aufgefallen, dass gerade die militanten Gutmenschen, die hinter solchen Kampagnen stehen, weitaus fanatischer, dogmatischer und extremistischer aufzutreten pflegen als diejenigen, die sie mit ihren Aktionen zum besonnenen Nachdenken zwingen wollen? Dass unsere Urgroßväter die Welt am deutschen Wesen genesen lassen wollten, betrachten wir heute mit einer Mischung aus kopfschüttelnder Befremdung und pflichtbewusster Abscheu. Und gleichzeitig legen ebenjene, die diese Abscheu und dieses Unverständnis am lautesten heucheln und sich der geläuterten Weisheit rühmen, wieder selbstherrlich fest, was in der Welt gut und böse sei und schreiben allen vor, nach ihrer moralischer Pfeife zu tanzen. Das sind in meinen Augen die Ewiggestrigen! Die öffentliche Meinung, Wilfired, entsteht nicht irgendwie, sie wird gemacht. Das sagte einst Henry Kissinger. Und gemacht wird sie zum Teil von der Politik, die eine bestimmte öffentliche Meinung braucht, um ihre momentanen Ziele leichter durchsetzen zu können (ich erinnere daran, dass Forschung und Lehre in diesem Land nicht unabhängig sind, was es leicht macht, verquaste Ansichten mit zweifelhaften wissenschaftlichen Studien oder Forschungsständen zu untermauern - dass die Slawen und die Juden minderwertige Untermenschen sind, war ja schließlich auch mal wissenschaftlich belegt), zum anderen Teil von laut und schrill auftretenden Minderheiten, deren eben dieses Auftreten den falschen Eindruck erweckt, es seien nicht wenige Laute, sondern viele Leise, die diese Meinung hätten. Der normale, eigentlich eher tolerante und ruhige Mensch, von dem ich annehme, dass er die Mehrheit in dieser Gesellschaft darstellt, wird zwischen diesen Extempositionen zerrieben. Er darf nicht neutral sein, streng nach dem Motto "wer nicht für mich ist, ist gegen mich". Da stehen auf der einen Seite die Leute, die behaupten, sexueller Missbrauch sei gut für die Kinder und auf der anderen Seite diejenigen, die behaupten, jeder, der sich gerne FKK-Bilder ansieht, ziehe morgen ein Kind hinter den Busch. Das ist beides Blödsinn, aber laut sagen darf man das nur im ersteren Fall, weil die Anhänger der zweiten Irrlehre es geschafft haben, derzeit Politik, Gesetzgebung und öffentliche Meinung hinreichend zu indoktrinieren. Was ich den Leuten, die sich ständig so was einfallen lassen, auch vorwerfe, ist der Umstand, dass sie Probleme erst herbeireden. Da wird ein Begriff, der von niemandem böswillig verwendet wurde und von dem sich niemand je ernsthaft und mit nachvollziehbarem Grund beleidigt fühlte, so lange schlechtgeredet, bis sie letztlich wirklich das haben, was der Schwabe als "G'schmäckle" bezeichnet. Nicht nur mit reinen Begriffen, nebenbei erwähnt; so beispielsweise auch mit der "Hauptschule" geschehen. Und selbst wenn der Zusammenhang da wäre. Dann ist die Umbenennung/Abschaffung keine Lösung. Bleiben wir beim Beispiel Hauptschule. Wenn wir die abschaffen, so die etwas schräge Logik, dann gäbe es keine schlechten, dummen, assigen, wie auch immer gearteten Schüler, die sich ja angeblich auf der Hauptschule tummeln und von ihr produziert werden. Das ist zwar hahnebüchener Unsinn und zweitens höchst beleidigend allen ehemaligen Hautpschülern gegenüber, aber es wurde ja, wenngleich etwas diplomatischer formuliert, als Argument angenommen. Wenn das also nun tatsächlich stimmen würde und das Problem durch die Abschaffung oder - viel billiger - bloße Umbenennung dieser Schulart ("Mittelschule") gelöst werden könnte, dann schlage ich nach derselben Logik vor, auch alle Krankenhäuser abzuschaffen oder zumindest umzubenennen, denn dann gibt es keine Kranken mehr. Und die Gefängnisse schaffen wir auch ab, denn dann gibt es keine Straftäter mehr. Nein, mit Begrifflichkeiten zu hantieren, um gesellschaftliche Probleme zu lösen, das ist schlicht bescheuert, oder, politisch korrekt ausgedrückt: Nicht zielführend.
 
:eek:ff2 Größtenteils stimme ich dir zu, Panzerreiter, aber zu einem will ich etwas sagen:
So ist es inzwischen zur Mode geworden, nicht mehr "Kinderschänder" zu sagen, sondern "Pädophiler". Und nein, das ist eben nicht dasselbe. Dass damit eine komplette Minderheit kriminalisiert und gebrandmarkt wird, die per se niemandem was getan hat, interessiert erschreckenderweise am allerwenigsten genau die selbsternannten Weltverbesserer und Menschenfreunde, die sich andererseits stundenlang über den Sarotti-Mohr ereifern können.
Über diesen Ansatz habe ich noch nie nachgedacht, aber "Kinderschänder" geht trotzdem nicht. Man Kann ein Kind nicht schänden! ("Schande zufügen Beispiel "er hat das Ansehen, der Familie geschändet"" Zitat von Duden) Dabei geht es nicht um Wortspalterei, sondern um einen vernünftigen, nicht-triggernden und freundlichen Sprachgebrauch. Gute Nacht Christian
 
Ich hasse ja diesen Begriff "Gutmensch" der zur Zeit inflationär genutzt wird. Der Gutmensch des einen ist die Nazikeule des anderen
 
Beide Wörter sind unpassend. "Kinderschänder" hast du gut erklärt, Katan, "pädophil" ist aber auch unmöglich, weil in unzulässiger Weise das verharmlosend, was eigentlich gemeint ist (pädophil bedeutet "Knaben zugetan" analog zu "xenophil" fremdenfreundlich und "bibliophil" Bücher liebend, womit in allen Fällen primär eine nicht sexualisierte Zuneigung gemeint ist). Ansonsten hat Panzerreiter mal wieder sämtliche Nägel auf den Kopf getroffen!
 
Das war eigentlich nur als einschlägiges Beispiel gedacht, um zu zeigen, wie erfolgreich mit der Deutungshoheit und der Sinnneubesetzung von Begriffen leichtfertig, aber auch gezielt Missbrauch betrieben wird. Es war nicht gedacht, dieses Thema jetzt hier zu vertiefen. Gleichwohl:
[...] weil in unzulässiger Weise das verharmlosend, was eigentlich gemeint ist
Genau das meine ich, Morgan. Was ist denn damit gemeint? Mehr und schlimmeres jedenfalls als man diesen Leuten grundsätzlich vorwerfen kann. Der Begriff wurde zum Nachteil und zum Schaden der Betreffenden mit Bedeutungen besetzt, die er ursprünglich nicht hatte und die nun Menschen einer Minderheit nicht nur stigmatisiert und diskriminiert, sondern als automatische [wie würdest Du das stattdessen nennen, Katan?] brandmarkt, was sie eben grundsätzlich nicht sind. Wie gesagt, ich möchte dieses spezielle Thema hier nicht vertiefen, aber zu welchen juristischen Skandalen, zu welch legislativem Aktionismus und zu welch journalistischen Exzessen dieses derzeit politisch korrekte Feindbild geführt hat, könnte ich problemlos an vielen Beispielen belegen. Allein durch die skrupellose Umdeutung eines bestehenden Begriffes werden juristische Grundprinzipien und Grundrechte ausgehebelt, ohne dass es jemanden stört. Insofern haben rein prinzipiell die Leute, welche gegen diskriminierende Begriffe vorgehen, ja zumindest in einem Punkt recht: Die Fehlinterpretation eines Begriffes reicht bewiesenermaßen aus, um gesellschaftliche Fehlentwicklungen zu Lasten diverser Minderheiten zu initiieren oder zu fördern. Auch wenn dieser Begriff an sich ursprünglich harmlos und unverdächtig war und die Situation auch ursprünglich treffend bezeichnet hat. (Ein Neger ist ein Neger ist ein Neger. Ist nun mal so.) Wenn nun aber ein solcher ursrpünglich harmloser und nicht negativ besetzter Begriff aus welchen Gründen auch immer mit einer negativen Besetzung versehen wird, kann in der Folge auch die damit bedachte Personengruppe darunter leiden. Dafür kann zwar der Begriff nichts, sondern die Leute, die ihn neu besetzten, aber das hilft den Betroffenen nichts. Was ich nun eben in der Realität bemängle, ist der Umstand, dass mit großem Eifer Begriffe von sehr geringem Gefahrenpotential mit viel Tamtam verfolgt werden, die wahren Gefahren (s.o.) aber ignoriert werden. Das senkt die Glaubwürdigkeit der damit befassten Leute in meinen Augen stark. Unter'm Strich scheinen sie wohl doch nicht kritisch und objektiv zu denken, sondern auch nur dem aktuellen vermeintlichen Mainstream zu folgen und ihn so zu befeuern. Sie mahnen nicht wirklich und wagen es nicht wirklich, sich einer Masse in den Weg zu stellen, sondern stellen sich schlicht an die Spitze einer anderen Masse und rufen: "Mir nach!"
 
Und gleichzeitig legen ebenjene, die diese Abscheu und dieses Unverständnis am lautesten heucheln und sich der geläuterten Weisheit rühmen, wieder selbstherrlich fest, was in der Welt gut und böse sei und schreiben allen vor, nach ihrer moralischer Pfeife zu tanzen.
Stimme ich zu. Und schön das es auf diesem Planeten sonst keine dringenderen Probleme gibt. LG Martina
 

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