Planungen für zukünftige Darstellung

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mephchild

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13. Aug. 2009
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37671 Höxter
Hallo Nachdem ich mit meiner Frau versuche, regelmäßig die Märkte in der näheren Umgebung zu besuchen und unsere Hochzeit noch aus Zeit und Geldgründen von Leonardo Carbone begleitet wurde, beabsichtige ich, meine Ausstattung nach und nach mehr durch Selbstgemachtes auszutauschen, was ich den Winter über anfertigen kann, damit es mehr und mehr "A" wird. Zu meiner Darstellung: Dem Wohnort und der Stadtgeschichte entsprechend ist ein wohlhabender/reicher Kaufmann des Weserberglandes (Höxter) um 1250 geplant. Nach einigen Recherchen habe ich an folgende Zusammenstellung gedacht: Stulpenstiefel aus braunem Rinderleder (hoffentlich auch selbstgenäht) Bruche (Naturfarbenes Leinen) und Beinlinge (hellbraune Wolle) Gürtel aus Rinderleder (was darf alles an Gürtel? Messer/Dolch, Geldkatze, größere Tasche für Brille etc. ?) Untergewand aus Leinen (naturfarben) Cotte aus Leinen mit gestickten Verzierungen an Hals, Ärmeln und Saum (dunkelgrün) Surcot - ärmellos und für mögliche gewandete Ausritte geschlitzt (hellgrün) Gugel und evtl Mantel aus Loden (beides braun oder schwarz) So, ich glaube, das war es erst einmal für den Anfang. Bis die Sachen irgendwann einmal fertig sind, vergehen eh noch viiieeele Monde aber ich hoffe, ihr könnt mir ein bisschen zur Seite stehen ob die Auswahl so ok ist oder es hier und da Verbesserungsvorschlge gibt. Was die Farben angeht, ich bin Gärtner und bin gerne im Grünen. :) Schonmal danke...
 
Hey :) Ich denke in einen Punkt kann ich dir weiter helfen:
Gürtel aus Rinderleder (was darf alles an Gürtel? Messer/Dolch, Geldkatze, größere Tasche für Brille etc. ?)
Nach meinem Wissen gehört an den Gurt höchstens ein Messer oder ein Sax da ein Dolch ja eine Waffe war. Also an den Gürtel solle eher ein Arbeitsmesser oder ein Sax. Geldkatze bzw. Almosenbeutel müsste auch gehen. größere Tasche eher an einen Tragegurt um die Schulter ;-) Habe ich irgendetwas falsches gesagt? Liebe grüße Christian
 
Hallo, ich empfehle Dir dazu erst einmal den Anfängerleitfaden, den wir hier im Forum in gemeinsamer Arbeit zusammengetragen haben (--> http://www.mittelalterforum.com/filebase/index.php?page=Category&categoryID=3). Deine Recherchen sind schon mal gar nicht so schlecht, nur zwei Sachen sind mir aufgefallen: Stulpenstiefel eher nicht; passender wären wohl wendegenähte halbhohe Schuhe. Du kannst Dir mal einen Überblick über die Schuhmode verschaffen z. B. auf den Seiten von Meister Knieriem (--> www.knieriem.net) oder Chrisitan Pohen (--> www.historische-schuhe.de). Das 2. betrifft die Cotte aus Leinen - ich würde eher zu Wolle tendieren, das scheint mir gesicherter und angemessener. Eine grundsätzliche Anmerkung hätte ich noch: Wenn das Geld nicht so locker sitzt, könnte man mit einer einfacheren Darstellung mal anfangen, denn so ein wohlhabender Kaufmann, der sich sogar ein Pferd leistet, der war sicherlich recht prächtig ausgestattet. Pelzbesatz, Brokatstoffe, Gold- und Silberfibeln, punziertes Leder ... Diese Ausstattung kostet heute wie damals ein Heidengeld. Wenn ihr euch zunächst auf einen kleinen Händler konzentriert, wird es für den Anfang ohnehin schon teuer genug. Bedenke, dass ihr neben den Klamotten ja auch weitere Ausstattung braucht, die mit zunehmendem Wohlstand natürlich aufwändiger, schöner, edler wird.
 
Erst einmal danke für die ersten Rückmeldungen. Den Anfängerleitfaden habe ich mir natürlich bereits zu Herzen genommen. Gut, den Dolch könnte man streichen, wobei sich mir die Frage aufwirft: als Händler reiste man auch durchaus einmal, wie ich in ersten Gesprächen mit unserem Stadtarchivar erfahren habe. (Genaueres folgt im nächsten Urlaub wenn ich mehr Zeit habe) Und gerade auf solchen Reisen musste man sich doch in gewissem Rahmen verteidigen können. Bei den Schuhen habe ich mir schon etwas Ähnliches gedacht, wollte aber doch mal schauen, was es so für verschiedene Ansichten gibt. Mein erstes paar Schuhe soll wahrscheinlch zum Üben eh erst einmal ein Halbschuh werden und erst danach wollte ich bei einem weiteren Paar tiefer in die Trickkiste greifen. Für ein paar kleine Taschen für Freunde reichen meine Lederkenntnisse schon, aber was Schuhe angeht, sind es meine ersten. Bei der Cotte bin ich grundsätzlich noch sehr unentschlossen. Ich habe im Internet bei meinen Recherchen schon verschiedene Varianten gefunden. Die einen sagen, sie war aus Wolle, die anderen aus Leinen oder Seide... Das dürfte ja wahrscheinlich auch mit dem entsprechendenn Stand zusammenhängen !? Bei genauerer Überlegung würde ich wahrscheinlich dazu tendieren, sie aus Wolle zu machen. So sollte man auf der sicheren Seite sein, auch wenn man das Surcot aus Temperaturgründen mal nicht drüber zieht. Man gibt sich ja auch mal "leger"... Ansonsten haben wir im Freundeskreis so ziemlich alles, was wir für die Ausstattung brauchen. Von einem Restaurator, über Schneiderin, einem Bronzeschmied bis zu einer Mittelalterband. Sie stehen uns mit Rat, Tat und günstiger Versorgung zur Seite. Die Kosten werden wir in unserem Fall einfach durch Zeit ersetzen. Wir haben uns kein Ziel gesetzt, bis wann wir fertig werden wollen. Wir mache einfach ein Teil nach dem anderen, in aller Ruhe, so können wir die Kosten auch im Rahmen halten (von der Gesamtsumme am Ende reden wir hier ja nicht ;) )
 
1250 war der Dolch noch nicht en vogue - unter normalen Umständen hast Du auch weder als normaler Händler noch als Krämer eine Waffe im zivilen Umgang mit Dir rumgetragen. Kotte mit Sicherheit Wolle - als größerer Händler vielleciht auch mal importierte Seide oder Brokat. Leinen nur für die Unterklamotte. Stulpenstiefel sind 17. Jhdt., Du wirst Deiner Zeit entsprechende Wendeschuhe brauchen. Links haben Dir meine Vorposter ja schon gegeben, wo Du Dir einen kleinen Überblick schaffen kannst. Da gibbet z.B. die Funde in Konstanz, Schleswig und noch eine Masse anderer. Eine gute Gruppe, die einen etwas höheren Standard (eigentlich Architekt, aber ein mittlerer Kaufmann dürfte in der gleichen Kategorie liegen) fährt wäre z.B. Gericheim , die auch 1250 machen. Eine andere interessante Gruppe wäre die IGLu 1250 , da kann man sich auch die eine oder andere Anregung holen. Hoffe, das hilft etwas. Ich persönlich würde mich am Anfang erstmal von einer Rolle lösen und eine Grundklamotte bauen: das wären für 1250 Leinenhemd, Leinen-Bruche, Beinlinge, Kotte, vernünftiger Gürtel und gegebenenfalls eine Bundhaube. Dazu ein einfaches Griffangelmesser, gegebenenfalls einen kleinen Lederbeutel für die wichtigsten Utensilien (den kann man auch an den Bruchengürtel hängen). Dazu Wendeschuhe und nicht zu vergessen passende Holzteller, Löffel und Keramik. Alles in allem an Ausrüstung etwa 250,- bis 300,- Euro, wenn Du mit günstigen Schuhen anfängst. Damit kannst Du Dich schon mal überall blicken lassen - auch bei den besseren Gruppen - und mitspielen und dann vielleicht eine etwas detailliertere, genauer recherchierte und aufwändigere Darstellung angehen. Bis denn Thorsten
 
Schon viele gute Überlegungen von Deiner Seite und auch viel guter (einfach umsetzbarer) Rat von anderen Usern. Meine Ergänzungen wären noch: Pass auf, dass die Beinlinge aus Wolle sind und gut sitzen. Das macht viel aus. Und ich möchte anführen, dass sich ein wohlhabender Händler wohl nicht mit Waffen, sondern mit angeworbenen Waffenknechten verteidigt hat.
 
Wichtig ist auch die Länge der Kotte, die in dieser Zeit sehr weit runter geht (mindestens Knie bis möglicherweise sogar Wadenlänge soweit ich weiß, wälz lieber noch ein paar Abbildungen). Der Sitz sollte eher locker sein (1250 geht man bei Männlein wie Weiblein in Richtung "Kartoffelsack gegürtet"). Der Halsausschnitt ist meist recht eng und mit einem Schlitz versehen, der mit einem Fürspan wieder verschlossen wird, damit man mit dem Kopf durchkommt. Ebenso beim Untergewand Ich würde auf den Gürtel nicht zu viel hängen. Ein Paternoster und ein Almosenbeutel (der wäre bei Reisen auch unter der Kotte besser aufgehoben), mehr nicht, sonst kriegst du den berühmten "Christbaumeffekt". Was der Mensch damals unterwegs brauchte, war besser in Umhängetaschen bei einfacheren Darstellungen oder beim Bediensteten bei deiner Darstellung aufgehoben. Von schwarzen Klamotten würde ich eher weggehen, wenn du sicher gehn willst. Schwarz färben ist schwierig und zeitaufwändig und als wohlhabenderer Bürger kannst du dir auch extravagante und modische Farben leisten wie leuchtendes Grün oder Rot. Ich glaube nicht, dass während des Mittelalters einer schwarz modisch fand. Was das Leinen angeht, so würde ich sagen, du könntest dir auch weißes leisten. Naturfarbenes ist natürlich nie falsch, aber deine Darstellung hat ja die Kohle und kann sich was besseres leisten. Aber das bleibt dir überlassen. Wenn du die Gugel nicht grade aufhast, ist auch eine schöne Bundhaube nie verkehrt, die ist schnell gemacht und immer gut dabei zu haben, auch für spätere andere Darstellungen. Auch bei http://www.diu-minnezit.de/indexfrm.php?tid=1 könntest du mal reinschaun, die machen auch 1250, für ein paar Inspirationen.
 
zum Thema schwarz: Modisch war es dann ab Ende 14./Anfang 15. Jh. an dann zunehmend, besonders als Verbrämung. Für deine Zeit aber nicht wirklich.
 
Also ich bin ja auch gerade am lesen lesen lesen um als Neuling mehr Einblick zu erhalten. Bei der Cotta sind wirklich viele unterschiedliche Aussagen zu lesen, die einen bleiben bei strikt nur Wolle die anderen sagen es wurde auch Leinen oben getragen gerade bei den einfacheren Leuten.
 
Leinen ja, aber nur als Untergewand, oder wenns 40°C am Feld hat und man nur noch im Unterhemd arbeitet. Aber die Stofffrage wurde hier eh schon hundert mal diskutiert und ich glaube auch wir sind uns da nicht einig. Besonders was das Färben von Leinen und die Haltbarkeit der Farben angeht. Fakt is jedenfalls, wenns kalt wird, bist du mit Leinen der Depp, das wird nämlich schon beim leisesten Wölkchen am Himmel zur schlechten Wahl, weil es so schnell auskühlt und schlecht isoliert. Super im Sommer, aber keine gute Voraussetzung, wenn man zur einfachen Bevölkerung gehört und kein Geld für Brennholz hat und unterernährt den kalten Winter überstehn soll. Mit Wolle bist du in jedem Fall auf er richtigen Seite und da gibts ja noch mehr Qualitäten als nur den kratzigen Pullover, den Mama uns als Kinder immer gezwungen hat anzuziehn :) Firi zB hat sich unlängst ganz tollen Wolletamin gekauft. So leicht und dünn, das ist der Wahnsinn.
 
auch Leinen oben getragen gerade bei den einfacheren Leuten.
das wage ich direkt mal zu bezweifeln, wenn Leinen oben, dann bei den reichen Leuten. Leinen war nämlich viel seltener als Wolle. Andererseits lässt sich Leinen nur schwer mit Pflanzenfarben färben und mit Wolle ist ein (farblich) prunkvolleres Auftreten möglich. Ansonsten müsste wohl irgendwie Seide mit im Spiel sein, meine das ließe sich leichter färben, das müssten dann aber die Farbspezis hier bestätigen ;)
 
wie schaut das eigentlich bei wolle mit viscoseanteilen aus? wie steht die forengemeinschaft zu dem thema? weil reine wolle finde ich irgendwie nirgends mehr, maximal noch eben mit viscoseanteil von rund 25%.
 
wie schaut das eigentlich bei wolle mit viscoseanteilen aus?
Das schaut meist nach Wolle mit Viscoseanteil aus ;) Kauf deine Stoffe doch einfach bei den üblichen Verdächtigen wie Wollstoff Naturtuche Nimm gleich von vorn herein korrekte Stoffe und Schnitte, damit sparst du viel Zeit und Geld. Gruß, Timm
 
dass während des Mittelalters einer schwarz modisch fand
:D Ihr vergesst die SpäSpäMi´s... aber für 1250 sehe ich für schwarze zivile Klamotten schwarz ;) Viskoseanteile...? Eher nicht, da es sich vermeiden lässt.
 
wie schaut das eigentlich bei wolle mit viscoseanteilen aus?
Das schaut meist nach Wolle mit Viscoseanteil aus ;) Kauf deine Stoffe doch einfach bei den üblichen Verdächtigen wie Wollstoff Naturtuche Nimm gleich von vorn herein korrekte Stoffe und Schnitte, damit sparst du viel Zeit und Geld. Gruß, Timm
es geht mir ja nicht drum, wo ich meine stoffe her bekomme, sondern wie man allgemein zu soeinem mix steht. ich kauf auch lieber reine wolle, wenn ich denn was kaufe.
Viskoseanteile...? Eher nicht, da es sich vermeiden lässt.
ok, das hab ich mir gedacht, vor allem vor dem hintergrund, dass es wohl im MA durchweg keine viscose gegeben haben wird :)
 
Moin, meine beiden Links bezogen sich auch eher auf deinen dritten Satz :
weil reine wolle finde ich irgendwie nirgends mehr, maximal noch eben mit viscoseanteil von rund 25%.
Die Erkenntnis, dass Wolle/Viskose-Gemische nicht historisch korrekt sind hatte ich in der Rubrik 'Living History und Reenactment' einfach mal als gegeben vorausgesetzt, bzw. dies deiner Frage auch so entnommen. Mein (ironischer) Satz mit dem zwinkernden Smily sollte ausdrücken, dass man den Unterschied sehr wohl sehen und auch spüren kann, weshalb sie meines Erachtens für diesen Bereich nicht in Frage kommen. Gruß, Timm
 
da bin ich wohl zu unerfahren, um nen unterschied sehen oder fühlen zu können (zumal ich noch nicht beides nebeneinander zum vergleich hatte). aber danke trotzdem für die antwort ;)
 

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