Links in der Collage erkennt man zwei Varianten italienischer Exportschallern, wie man sie im späten 15. Jhd. auch häufiger im heutigen schweizer- und gelegentlich im süddeutschen Raum vorfand. Bei der linken der beiden Stücke handelt es sich um eine offene Schaller mit einer eher selten zusehenden Stirnverstärkung. Dieser offene Schallertyp ist unzählige Male (auch in verschiedenen Dekorstufen wie beispielsweise einfach/mit Stirnverstärkung/teils vergoldet) unter anderem in der Berner Chronik (auch Schillingchronik genannt) bei allen Kriegsparteien und Ständen anzutreffen. Diese Chronik der Burgunderkriege wurde von Diebold Schilling (dem Älteren) zwischen 1474 und 1483 verfasst. Den zweiten -links auf dem Foto zu erkennenden Schallertyp- trifft man ebenfalls (unter anderem) in dieser Chronik an. Bei diesem Stück handelt es sich um eine italienische (oder auch burgundische) Exportschaller mit einem ganzen aufschlächtigem Visier mit Federbuschhalter (vergoldet) und grossen Ziernieten (ebenfalls vergoldet). Vereinzelt findet man auch im süd- und mitteldeutschen Raum Quellen für diesen Helmtyp im Zeitraum von 1460 bis in die 1480er Jahre. Typisch für diese Art von Exportschallern sind ebenfalls noch der bei beiden Modellen erkennbare kurze Nacken. Die Schaller, die rechts zum Harnisch getragen wird, hat hingegen einen langgezogenen Nacken (und ein halbes aufschlächtiges Visier). Der langgezogene (hier noch einteilige, in den 1480ern dann auch schon geschobene) Nacken kann als eher deutsches Stilmittel angesprochen werden. Erwähnenswert finde ich ebenfalls noch den links zu sehenden Ringpanzerkragen, sowie einen eher selten zu sehenden Ringpanzerbart (wie man ihn beispielsweise im Thun'schen Skizzenbuch findet). An ihm lasse ich noch eine kleine Scheibe ergänzen. Diese beiden Varianten stellen -neben dem sogenannten "Bart" aus Eisen, den man rechts am Harnisch gut erkennt- zwei weitere Schutzvarianten für den Hals- und oberen Brustbereich dar. Die Schaller alleine schützte nämlich nur die obere Gesichtshälfte bis etwas unterhalb der Nase. Dieses Konzept erleichterte zwar die Atmung sehr, machte aber die untere Gesichtshälfte verwundbar. Mit diesen Kragen- bzw. Bartvarianten konnte dann auch die untere Gesichtshälfte vernünftig geschützt werden.
Anhang anzeigen 7973(Bildquelle: ich)