Wow, so viele Antworten! Ich versuche mal, das in Einzelfragen runterzubrechen... Zur Materialfrage: (es geht um -vermutlich- stuhlrohe leinwandbindige Wolle aus unverzwirntem Garn mit ca 20 Fäden pro Zentimeter) 1. Wurde (feiner) Wollstoff überhaupt für Wimpel oder ähnliche Kopfbedeckungen verwendet? Da ist die Quellenlage dünn. Abbildungen Da kann zumindest ich beim besten WIllen nicht unterscheiden, ob das Gewickel auf dem Kopf Wolle oder Leinen ist. Funde: von einem Fund wüsste niemand, verwundert auch nicht, weil sich so feines Gewebe besitmmt schnell zersetzt Schriftquellen: Da wissen wir von Wollenen Kopfbedeckungen im Klerikalen Bereich. Für die Laiin hat zumindest so spontan niemand eine Quelle. Da wir es nicht wirklich belegen können, wäre ein Ansatz, eine Wahrscheinlichkeit auszuloten: 2. War Wollgewebe dieser Qualität (Feinheit) überhaupt möglich?Das scheint so zu sein, wenn ich mir die Antworten von Silvia und Heinrich durchlese. Außerdem kenne ich persönlich Hobbyspinnerinnen, die mit der Handspindel einen ähnlich dünnen Faden hinkriegen. Ich gehe aslo davon aus, dass geübte Menschen im Mittelalter das locker geschafft haben. Auch mit den damals zur Verfügung stehenden Schafrassen/Wollsorten. Auch die Webstühle waren dazu in der Lage. 3. Ist eine Kopfbedeckung aus Wolle sinnvoll? pro (aus meiner Erfahrung): - leichter, weicher uns wärmer als Leinen, man kann außerdem mehr Lagen um den Kopf wickeln, ohne halb schwerhörig zu werden, wie es mir mit Leinenrise und -wimpel gerne ergeht. - so feine WOlle, wie ich sie verwende, wäre wohl teuer und damit ein Statussymbol gewesen. Ein relativ kleines Stück wie für einen Wimpel kann frau sich dann aber eher leisten als sagen wir, ein ganzes Gewand contra: - Wolle lässt sich nicht so leicht reinigen wie Leinen. Es stellt sich also die Frage, ob Leinen nicht die logischere Wahl gewesen wäre, wenn es darum ging, sich etwas auf den Kopf zu setzen. - der ungewalkte Wollstoff zieht schneller mal nen Faden als glattes Leinen. Es ist also empfindlicher bei Tätigkeiten wie...sagen wir mal zum Holzsammeln durch den Wald zu krabbeln und an Ästen hängen zu bleiben. 4. Für welchen Stand/Geldbeutel wäre eine solche Kopfbedeckung denkbar/ Wer konnte sich das leisten? Wenn ich das richtig sehe, können wir das noch nicht abschließend beantworten... Was den Stoff ggf. teuer macht ist: - nicht die gesamte Wolle kann verwendet werden um so feines Garn zu spinnen - je feiner das Garn, desto länger dauert die Herstellung (sowohl das Spinnen inklusive vorbereitender Tätigkeiten als auch das Weben.) - feines Material braucht mehr Licht und kannn darum nur während bestimmter Tageszeiten gefertigt werden. andererseits: - lassen sich viele Arbeitsschritte der Tuchverarbeitung bzw. deren Aufwand heute nicht mehr zur Gänze nachvollziehen - ist es schwierig, den Preis für ein solches Gewebe zu schätzen und dann noch mit der vermutlichen Kaufkraft in Verbindung zu setzen Die Vermutung geht eher dahin, dass ein Stoff dieser Qualität ziemlich teuer war und wohl für eine einfache Frau eher nicht zu haben. Als magd im Gefolge eines lehenlosen Ritters müsste ich dann mal gucken, ob das Stöffchen für mich in besseren Zeiten mal vom noch nicht erfundenen Laster gefallen ist (*hust*) oder ob sich das nicht glaubhaft darstellen lässt. Ich bin aber eh im Moment dran, mich zum Thema stoffqualitäten und deren Verfügbarkeit/Preis zu beschäftigen. Ich habe nämlich auch zwei Sommerkleider aus ganz ganz leichtem Wollköper, die ich für den Sommer toll finde, aber ich bin mir mittlerweile unsicher, ob die nicht etwas übertrieben für meinen Stand sind. Damit das übersichtlich bleibt, mache ich gleich einen zweiten Post zur Frage "Schlauchschleier" ;-)