Essem
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Neue Untersuchungen an Schwertern des 6. bis 8. Jahrhunderts Der komplizierte Herstellungsprozeß einer Spatha ist seit längerem bekannt. Aus mehreren Kompositstäben wird ein Klingenkern gefertigt der dann seperate und zumeist härtbare Schneidenbereiche erhält. Der Kern wird durch zwei unterschiedliche Eisenlegierungen gebildet (zumeist zum einen schwach kohlenstoff- und zum anderen phosphorhaltiges Eisen) die lagenweise zusammengeschweißt werden um dann tordiert zu werden. Abgeschliffen und poliert werden die verschiedenen Lagen und bei weiterem Abtrag die inneren Muster sichtbar die bei diesen Schmiedeprozessen entstehen. Bei diesen Untersuchungsmethoden wurden die Klingen jedoch immer zumindest beschädigt. Mit Hilfe der Radiographie konnte in der Vergangenheit durch die Herstellung von mehreren Röntgenbilder Informationen über den Aufbau einer Schwertklinge gewonnen werden. Bei den Kompositstäben liegen unterschiedliche Ausmaße der Korrosion vor die eine unterschiedliche Dichte des Material bewirken die dann im Röntgenbild sichtbar worden. Allerdings konnte man bei diesen Bildern nicht unterscheiden ob sich die sichtbaren Strukturen in oder auf der Klinge befinden. Durch die fortschreitende Weiterentwicklung im Bereich der 3-D Röntgen-Computertomographie (CT) konnten nun in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt werden. In der Archäologie können nun Röntgen-Geräte angewendet werden die zur Materialprüfung für die Industrie entwickelt worden sind. Dabei werden die Schwerter durchleuchtet und vom Rechner ein 3-D Modell erstellt das in jeder beliebigen Achse durchschnitten werden kann. Damit lassen sich sehr exakt innere Strukturen von den Äußeren unterscheiden. 28 zweischneidige Klingen aus der Zeit zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert, die aus Grabfunden aus Westfalen stammten, wurden bei einem Projekt nun mit den neuesten Methoden untersucht. Erstmals konnten nicht nur Daten über die inneren Werte gewonnen werden. Durch den Einsatz der modernen Technik war es nun auch möglich die einstmalige äußere Erscheinungsform der Klingen zu rekonstruieren. Das war sogar bei Klingen möglich wo die äußeren Schichten bereits von der Korrosion vernichtet worden sind. Im Rahmen des Projektes stellte sich heraus das fast alle Klingen durch den aufwendigen Schmiedevorgang mit speziellen Mustern im Metall versehen waren die jedem Betrachter sofort zeigten wie hochwertig und kostbar die entsprechende Klinge ist. In einem Fall wurde eine besondere Schmiedetechnik aufgedeckt wobei der Kern spiralförmig um einen Dorn gewickelt und dann zum Klingenkern ausgeschmiedet worden ist. Antike Textbelege, die von „kräuselnden Würmern“ auf einer Klinge sprechen, konnten nun mit dieser neuen Methode erklärbar gemacht werden (Bei Cassiodor erwähnter Dankesbrief von Theoderich dem Großen). Das „schmiedefrische“ Erscheinungsbild dieser Schwerter kann somit erstmals sehr genau rekonstruiert werden. Dabei können größere Mengen an Fundmaterial relativ schnell untersucht und eingeordnet werden ohne das die entsprechenden Funde für die Untersuchung beschädigt werden müssen. (Quelle: Archäologie in Deutschland 4-2014 S. 64-65)