Seid mir nicht böse, wenn ich jetzt wild gebastelt habe, um aus euren Beiträgen zu zitieren. Ich kenne mich leider nicht so gut damit aus, eine Folge von Zitaten in eine Antwort einzubauen. Original von Nachtmahr Der Darsteller hat aber noch lange nicht die Pflicht, die Wahrheit zu sagen. Nicht, wenn er etwas Imaginäres verkörpert. Aber wenn er den Anspruch erhebt, etwas Historisches darzustellen, dann finde ich, muss er die Wahrheit sagen. Mal ein Beispiel aus einem anderen Bereich. Es gibt zahlreiche Western-Clubs. Die meisten „Männer“ tragen tief geschnallte Holster mit ihren 0.45ern und erheben mit dem Bierglas den Anspruch, authentisch zu sein. Da geht man hin und staunt als ahnungsloser Gast und prompt legt man sich, wenn man auch authentisch sein will, ein tief geschnalltes Holster zu. Dieses kam aber erst mit den Hollywood-Filmen auf. Die Waffe wurde hoch an der Hüfte und meist unter einer Jacke getragen, damit die Mechanik geschützt war, so robust sie auch sein mochte. Damit will ich sagen, dass unser Erscheinungsbild für den ahnungslosen Betrachter eine Vorbildfunktion hat. Im Zweifelsfalle GLAUBT er das, was wir ihm erzählen, denn der Laie hält uns für die Fachleute. Original von Greif: Ich gebe dir sogar recht, nur fühlen wir uns auf unseren privaten Events am wohlsten ... ohne Touris ... sorry "besuchende Zeitreisende" Und von mangelndem Austausch kann man da nicht reden. Es sind dann keine Erklärbärstunden, sondern eher die Fachgespräche die uns weiter bringen. Greif, das ging mir ganz genauso, als ich noch aktiv war. Unter „seinesgleichen“ weiß man sich in der „Familie“ und es macht Spaß, weil dann das Gesamtbild stimmt. Dennoch sind die Touri-Veranstaltungen und Märkte wichtig. Sie haben dazu geführt, dass man den Hobbyisten nicht mehr nur als Vollidioten und Ganzzeit-Karnevalisten sieht. Sie tragen zur Akzeptanz bei und gelegentlich bleibt ein Interessierter hängen. Original von Perchta: Die wenigsten werden wohl auf einen Mittelaltermarkt gehen, um da etwas zu lernen. (Ich jedenfalls nicht.) Es wird wohl auch schwieriger, auf den MA-Märkten etwas zu lernen. Die Sicherheitsauflagen der Gewerbeaufsicht machen den „Schaustellern“ zunehmend Auflagen, die eine historische Darstellung, z.B. des Schmiedens, fast unmöglich machen. Wenn ich auf einen Markt gehe, dann will ich Spaß ODER etwas lernen. Beides schließt sich nicht aus. Wenn ich einen echten Hobbyisten treffe und er Zeit hat, spreche ich ihn an. Das tut ihm gut, weil seine leidenschaftliche Arbeit anerkannt wird und ich lerne immer wieder etwas interessantes. Original von Perchta: Die Frage stellt sich halt nur, was will "Living History" dann eigentlich? Ist es überhaupt für die Öffentlichkeit gedacht, oder ist es ein rein privates Hobby, wie Bierdeckelsammeln oder Brieftaubenzüchten? Es ist öffentlich und privat. Im privaten Bereich fühlen wir uns wohl und leben uns aus. Im öffentlichen Bereich stellen wir unser Hobby dar und sorgen dafür, dass es zunehmend akzeptiert wird. Manchmal ist es unser öffentlicher Auftritt, der uns unerwartet Zugang zu privaten Informationen und Archiven oder sogar die Unterstützung einer Kommune, z.B. für ein Lager oder eine Veranstaltung sichern kann. Original von Beate: Das mach mal auf einem Mittelalter-Markt. Du kannst dir doch wohl vorstellen,was passiert, wenn du entlarvst, dass der Märchen erzählt. Da schlägt dir der geballte HASS entgegen und dazu reicht mitunter schon deine blosse Anwesenheit auf dem Markt! Original von Beate: Das würde Ehrlichkeit voraussetzen. Genau das ist aber nicht der Fall, wenn Marktmittelalter-Fantasy-Gruppen behaupten, sie machen Reeanctement oder Living History und Interessierte und Neueinsteiger dann hören und lesen, diese Gruppe macht Reenactment, denken sie dann Reeancment ist Marktmittelalter. Na ja, keiner hört gerne, wenn er Mist baut. Wobei ich allerdings unterscheide. Zwischen den Hobbyisten, die ihr jeweiliges Hobby aus Leidenschaft und Spaß verfolgen und zwischen denen, die Berufs-Hobbyisten sind. Was mich wirklich nervt sind nicht die Hobby-Freunde, die vielleicht nicht so perfekt sind. Meine Güte, man muss ja fast schon Fetischist und ausgesprochen leidensfähig sein, wenn man authentisch sein will und sich immer wieder neuen Erkenntnissen anpasst. Nein, was mich nervt, das sind die Profis, die „zeitgenössisch“ gewandet ihre Kohle mit dem Markt verdienen. Nichts dagegen, wenn sie es gut machen, zumal Spielszenen jedem Markt gut tun. Aber mittlerweile tummeln sich eine Menge Gestalten auf den Märkten, die einfach nur auf einen profitablen Zug aufgesprungen sind, sich ein bisschen Halbwissen aneignen und teilweise wirklich abstruses Zeug von sich geben. Damit meine ich jetzt bitte nicht die engagierten Leute, die aus dem Hobby auch eine Einnahmequelle und Überlebensstrategie entwickeln. Hierzu ein Beispiel. Ich kam einmal mit einer Färberin ins Gespräch, die mit ihren Produkten ihren Lebensunterhalt verdient. Sie gehört zu jenen, die wirklich versuchen, altes Wissen weiter zu vermitteln und alte Techniken neu zu beleben und zu erforschen. Gerade in der Färbetechnik ging sehr viel verloren. Die meisten stützen sich auf Wissen, welches nach 1900 in Büchern geschrieben wurde. Damit meine ich PRAKTISCHES Wissen. Nicht allgemeine Hinweise, wie man es macht und was man nimmt, sondern wie man dosiert, wie lange man kochen muss, etc. Das ist vor allem dann interessant, wenn man eben eine breite Farbpalette entwickeln will. Sorry, ich schweife ab.