Was ist Reenactment?

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Die Idee, gerade nicht in zivil auf eine entsprechende Veranstaltung zu gehen, ist genau durch die Gründe inspiriert, die Elodarion so passend geschildert hat. (Auch) nicht historische Figuren zu verkörpern, und sich mit fremden Etiketten schmücken zu wollen sind aber zwei völlig verschiedene Beweggründe. Beides in einem Atemzug zu nennen beinhaltet aber den Verdacht, daß das eine die Folge des anderen ist. Damit beantwortet sich auch die Frage zum letzten Abschnitt.
 
Ich glaube, was LARP im Gegensatz zu "Living History" ist, kann man ganz gut definieren, auch wenn's da sicher fließende Übergänge gibt. Aber ihr redet ja jetzt schon darüber, was sie bewirken wollen, und wie die Rezeption beim Betrachter ist, und das ist dann schon wieder eine ganz andere Frage. Marktmittelalter mit seinen ganzen Elfchen, Druiden und Schamanen erhebt zunächst mal ja keinen historischen Anspruch. Wenn diesbezüglich jemand Ehrgeiz hat, ist das sein Privatvergnügen. Die Hauptsache ist, wie Elodarion und Nachtmahr gesagt haben, rein der Spaß am Verkleiden. Die wenigsten werden wohl auf einen Mittelaltermarkt gehen, um da etwas zu lernen. (Ich jedenfalls nicht.) Die Motivation hinter "Living History" ist für mich schwieriger faßbar, vor allem die Frage, inwieweit sie sich überhaupt auch an Außenstehende wendet. Informationsvermittlung durch Darstellung halte ich grundsätzlich für schwierig. Mehr als einen oberflächlichen Eindruck werde ich nur vom Hingucken kaum gewinnen, und da geht natürlich 90% dessen, was ich sehe, voll an mir vorbei. Da kann jemand noch soviel Zeit und Mühe verwendet haben, um seinen Stoff in der richtigen Technik eigenhändig zu weben und zu färben - für mich als Betrachter ohne entsprechende Vorkenntnis hätte es denselben Effekt, wenn er sich einen ansatzweise ähnlichen Stoff im Internet besorgt und sein Gewand mit der Maschine genäht hätte. Und um die Darsteller anzusprechen und konkret auszuquetschen, wäre zumindest ich viel zu schüchtern. Zumal die Darsteller dann mit vielen Fragen zu rechnen hätten, die natürlich, aus ihrer Sicht, naiv bis dämlich wären. Und ich kann schon verstehen, daß das einen Fachmann auf dem Gebiet schwer nervt. Insofern verstehe ich so eine Aussage wie
Original von GREIF Ich gebe dir sogar recht, nur fühlen wir uns auf unseren privaten Events am wohlsten ... ohne Touris ... sorry "besuchende Zeitreisende" Und von magelndem Austausch kann man da nicht reden
voll und ganz. Die Frage stellt sich halt nur, was will "Living History" dann eigentlich? Ist es überhaupt für die Öffentlichkeit gedacht, oder ist es ein rein privates Hobby, wie Bierdeckelsammeln oder Brieftaubenzüchten?
 
Original von Vladislawa
Original von Nachtmahr Villeicht gibt es den einen oder anderen Clown, der Kindern etwas vom Hörnerhelm erzählt, aber daß sich so jemand öffentlicher Lächerlichkeit preisgibt, da genug Leute, die es besser wissen, auf jeder Art von Veranstaltung herumlaufen, scheint mir etwas weit hergeholt. Der hätte wohl, neben einer Gruppe unwissender Bewunderer, doch sofort eine ganze Lachabteilung am Hals.
Leider gibt es viele die so etwas tun und leider steht meistens grad keiner der "Lachabteilung" daneben. Bzw. die Tatsache anderer Leute Fehler auszumerzen indem man sofort ins Gespräch einfällt um das richtig zu stellen ist eigentlich nicht der Standard.
Das mach mal auf einem Mittelalter-Markt.Du kannst dir doch wohl vorstellen,was passiert, wenn du entlarvst, dass der Märchen erzählt. Da schlägt dir der geballte HASS entgegen und dazu reicht mitunter schon deine blosse Anwesenheit auf dem Markt! Da bist du der "böse A-Papst" oder die "A-Hexe" (wie meine Freundin grade auf einem Markt betitelt wurde).
Original von Nachtmahr Villeicht kann man ja mal eine interne (und nicht wertende) Definition für die einzelnen Interessensgruppen festlegen, damit man nicht immer dazu schreiben muß: "Ich bin der und der, mit Interesse für dies, aber auch das andere, aber nicht für das, und meine Absichten sind einerseits.. usw."
Das würde Ehrlichkeit voraussetzen. Genau das ist aber nicht der Fall, wenn Marktmittelalter-Fantasy-Gruppen behaupten, sie machen Reeanctement oder Living History und Interessierte und Neueinsteiger dann hören und lesen, diese Gruppe macht Reenactment, denken sie dann Reeancment ist Marktmittelalter. Und dann gründen sie einen Mittelalter-Gruppe und versehen ihr Hobby mit dem Schild "Reenactment". :rolleyes: Und nun sag denen mal, dass sie kein Reenactment machen. Ich schätze mal 99,9 % aller Gruppen, die auf ihrer HP "Reenactment" stehen haben, machen gar kein Reenactment. Darsteller, die tatsächlich Reenactment im Sinne des Wortes machen, benutzen eben deswegen mittlerweile nur noch ungern die Bezeichnung.
 
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Seid mir nicht böse, wenn ich jetzt wild gebastelt habe, um aus euren Beiträgen zu zitieren. Ich kenne mich leider nicht so gut damit aus, eine Folge von Zitaten in eine Antwort einzubauen. Original von Nachtmahr Der Darsteller hat aber noch lange nicht die Pflicht, die Wahrheit zu sagen. Nicht, wenn er etwas Imaginäres verkörpert. Aber wenn er den Anspruch erhebt, etwas Historisches darzustellen, dann finde ich, muss er die Wahrheit sagen. Mal ein Beispiel aus einem anderen Bereich. Es gibt zahlreiche Western-Clubs. Die meisten „Männer“ tragen tief geschnallte Holster mit ihren 0.45ern und erheben mit dem Bierglas den Anspruch, authentisch zu sein. Da geht man hin und staunt als ahnungsloser Gast und prompt legt man sich, wenn man auch authentisch sein will, ein tief geschnalltes Holster zu. Dieses kam aber erst mit den Hollywood-Filmen auf. Die Waffe wurde hoch an der Hüfte und meist unter einer Jacke getragen, damit die Mechanik geschützt war, so robust sie auch sein mochte. Damit will ich sagen, dass unser Erscheinungsbild für den ahnungslosen Betrachter eine Vorbildfunktion hat. Im Zweifelsfalle GLAUBT er das, was wir ihm erzählen, denn der Laie hält uns für die Fachleute. Original von Greif: Ich gebe dir sogar recht, nur fühlen wir uns auf unseren privaten Events am wohlsten ... ohne Touris ... sorry "besuchende Zeitreisende" Und von mangelndem Austausch kann man da nicht reden. Es sind dann keine Erklärbärstunden, sondern eher die Fachgespräche die uns weiter bringen. Greif, das ging mir ganz genauso, als ich noch aktiv war. Unter „seinesgleichen“ weiß man sich in der „Familie“ und es macht Spaß, weil dann das Gesamtbild stimmt. Dennoch sind die Touri-Veranstaltungen und Märkte wichtig. Sie haben dazu geführt, dass man den Hobbyisten nicht mehr nur als Vollidioten und Ganzzeit-Karnevalisten sieht. Sie tragen zur Akzeptanz bei und gelegentlich bleibt ein Interessierter hängen. Original von Perchta: Die wenigsten werden wohl auf einen Mittelaltermarkt gehen, um da etwas zu lernen. (Ich jedenfalls nicht.) Es wird wohl auch schwieriger, auf den MA-Märkten etwas zu lernen. Die Sicherheitsauflagen der Gewerbeaufsicht machen den „Schaustellern“ zunehmend Auflagen, die eine historische Darstellung, z.B. des Schmiedens, fast unmöglich machen. Wenn ich auf einen Markt gehe, dann will ich Spaß ODER etwas lernen. Beides schließt sich nicht aus. Wenn ich einen echten Hobbyisten treffe und er Zeit hat, spreche ich ihn an. Das tut ihm gut, weil seine leidenschaftliche Arbeit anerkannt wird und ich lerne immer wieder etwas interessantes. Original von Perchta: Die Frage stellt sich halt nur, was will "Living History" dann eigentlich? Ist es überhaupt für die Öffentlichkeit gedacht, oder ist es ein rein privates Hobby, wie Bierdeckelsammeln oder Brieftaubenzüchten? Es ist öffentlich und privat. Im privaten Bereich fühlen wir uns wohl und leben uns aus. Im öffentlichen Bereich stellen wir unser Hobby dar und sorgen dafür, dass es zunehmend akzeptiert wird. Manchmal ist es unser öffentlicher Auftritt, der uns unerwartet Zugang zu privaten Informationen und Archiven oder sogar die Unterstützung einer Kommune, z.B. für ein Lager oder eine Veranstaltung sichern kann. Original von Beate: Das mach mal auf einem Mittelalter-Markt. Du kannst dir doch wohl vorstellen,was passiert, wenn du entlarvst, dass der Märchen erzählt. Da schlägt dir der geballte HASS entgegen und dazu reicht mitunter schon deine blosse Anwesenheit auf dem Markt! Original von Beate: Das würde Ehrlichkeit voraussetzen. Genau das ist aber nicht der Fall, wenn Marktmittelalter-Fantasy-Gruppen behaupten, sie machen Reeanctement oder Living History und Interessierte und Neueinsteiger dann hören und lesen, diese Gruppe macht Reenactment, denken sie dann Reeancment ist Marktmittelalter. Na ja, keiner hört gerne, wenn er Mist baut. Wobei ich allerdings unterscheide. Zwischen den Hobbyisten, die ihr jeweiliges Hobby aus Leidenschaft und Spaß verfolgen und zwischen denen, die Berufs-Hobbyisten sind. Was mich wirklich nervt sind nicht die Hobby-Freunde, die vielleicht nicht so perfekt sind. Meine Güte, man muss ja fast schon Fetischist und ausgesprochen leidensfähig sein, wenn man authentisch sein will und sich immer wieder neuen Erkenntnissen anpasst. Nein, was mich nervt, das sind die Profis, die „zeitgenössisch“ gewandet ihre Kohle mit dem Markt verdienen. Nichts dagegen, wenn sie es gut machen, zumal Spielszenen jedem Markt gut tun. Aber mittlerweile tummeln sich eine Menge Gestalten auf den Märkten, die einfach nur auf einen profitablen Zug aufgesprungen sind, sich ein bisschen Halbwissen aneignen und teilweise wirklich abstruses Zeug von sich geben. Damit meine ich jetzt bitte nicht die engagierten Leute, die aus dem Hobby auch eine Einnahmequelle und Überlebensstrategie entwickeln. Hierzu ein Beispiel. Ich kam einmal mit einer Färberin ins Gespräch, die mit ihren Produkten ihren Lebensunterhalt verdient. Sie gehört zu jenen, die wirklich versuchen, altes Wissen weiter zu vermitteln und alte Techniken neu zu beleben und zu erforschen. Gerade in der Färbetechnik ging sehr viel verloren. Die meisten stützen sich auf Wissen, welches nach 1900 in Büchern geschrieben wurde. Damit meine ich PRAKTISCHES Wissen. Nicht allgemeine Hinweise, wie man es macht und was man nimmt, sondern wie man dosiert, wie lange man kochen muss, etc. Das ist vor allem dann interessant, wenn man eben eine breite Farbpalette entwickeln will. Sorry, ich schweife ab.
 
@Elodarion Ich möchte noch etwas anfügen. Wenn ich auf einer VA bin und ich einem Sohn von einem Besucher erkläre, das 2+2 = 6 ist wird der sich nicht gerade darüber freuen wenn ich seinen kleinen dummes Zeug erzähle. Warum denkt aber dann jeder er hätte nicht in etwa ein bisschen die Pflicht, wenn er was über das MA erzählt ein bisschen bei der Wahrheit zu bleiben? Da werden die besten Unwahrheiten aus Hörensagen zum Besten gegeben, nur weil einige nicht aber auch überhaupt nicht wissen. Das die Kleidung beim anziehen auch ein Wissen vermittelt ist also nicht richtig ;) dafür bedarf es mehr. Wenn ich also lese ich hätte keine Pflicht die Wahrheit zu sagen kann man das auch gegenargumentieren mit "du musst aber auch nicht lügen". Viele kommen nicht auf einen MA Markt mit dem Vorsatz etwas zu lernen, sind dann aber doch angenehm überrascht etwas mitgenommen zu haben. Ich war am WE auf einer VA mit einer Zeitvorgabe 1250 +30 Jahre. Die Orga wurde von eiern Privatperson gemacht und die Stiftung der Burg hat die Werbetrommel gerührt. Kurz es war eine super VA mit Interessierten Besuchern, die mir Löcher in den Bauch gefragt haben und ich war abends fertig von so viel Erklärbär. Aber am Feedback der Besucher und der Stiftung hat es sich mal wieder gelohnt so ein Projekt zu unterstützen und natürlich sind solche "Living history" Events wichtig um Geld für die Erhaltung der Burganlagen zu bekommen und den Menschen interessante Ansätze zu bieten über Sachen nachzudenken, die sie in ihrem Alltag nicht mehr berücksichtigen. Den Besuchern in Ihrer Freizeit eine Entspannte Portion Geschichte zu geben zum anfassen erreicht weit aus mehr Interessierte als Markthollywood.
 
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Nochmal was zum Begriff 'Living History': Living History richtet sich sehr wohl an Aussenstehende (siehe Beitrag von Perchta). 'Bespielte' - so lautet der Begriff im Museum leider - archäologische Freilichtmuseen stellen meiner Meinung nach Living History dar. Mit Sicherheit gibt es da auch qualitative Unterschiede aber an einer Art 'Gütesiegel' wird in diesem Bereich auch schon auf internationaler Ebene gearbeitet. (siehe zB. www.exarc.eu) Wenn ich in einem Archäologischen Freilichtmuseum bin, erwarte ich auch historische Korrektheit. Auf dem Markt erwarte ich das nicht, bin aber wirklich unschlüssig für wie aufgeklärt (im Sinne der Fähigkeit Informationen auch relativieren zu können) ich die Besucher einschätzen soll. In Zeiten wo Bildung, Meinungsbildung, Bild-Zeitung und Fernsehen in einen Topf geworfen werden, bin ich da eher pessimistisch... Aber was will ein Mittelalter-Markt? Schon da, muß glaub' ich vorher mal genauer hingeschaut werden. Wer springt auf einen Kommerz-Zug auf? Wo gibt es einen Gromi-Spaß-Markt? Wer macht einfach ein Spektakel mit Shows und hohen Eintrittspreisen und wer versucht eine Epoche weitestgehend authentisch zu präsentieren? Weitestgehend, weil es auf dem Markt mit Publikum wohl immer Einschränkungen (Bestimmungen für Verkaufsstände, Hygienevorschriften, rechtliche Vorgaben etc.) geben wird. Alles hat irgendwie eine Berechtigung zu exisitieren - aber wie soll man klar machen, daß nicht überall authentisches Mittelalter drinsteckt, wo Mittelalter draufsteht? Mh, jetzt merke, ich, daß dieser Beitrag irgendwie in einer argumentativen Sackgasse gelandet ist ?(
 
Orginal von GREIF:
Original von Nachtmahr: Ich müßte ja beim Versuch, authentische Darsteller kennenzulernen, ein schlechtes Gewissen haben, und dürfte bloß nichts von meinem Interesse für gemischte Märkte erzählen, und umgekehrt.
Das hätte ich auch gerne näher erklärt bekommen
Das ist ganz einfach, wenn man sagt, es müsse nicht so A sein, weil man es auf nen MA-Markt anziehen will, oder zum LARP, bekommt man normalerweise (Beispiele gibts auch hier im Forum) keine Information mehr, weil es es ja eh egal ist... Dass der- / diejenige nur fragt, weil er/sie was richtig machen, aber z.B. trotzdem mit Maschine nähen will, wird da leider übersehen. Deswegen mag es Leuten sinnvoll erscheinen, nicht zu erwähnen, nichts wirklich autenisches vor zu haben, da dieser Fakt an der Stelle nicht wichtig oder sogar kontraproduktiv ist. Es ist übrigens auch so, dass, soweit ich es beurteilen kann, viele LARPer nicht weniger A sind als der Großteil, der living History Leute. Bis auf die Polsterwaffen eben und die sind imo genauso A wie Schaukampfschwerter. Natürlich benutzt nicht jeder der living History macht solche Totschläger... Gruß vom Götz
 
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es auch eine Menge Intelligente Menschen gibt, die sich einfach nur sehr wenig mit Mittelalter beschäftigt haben. Die glauben, dass es so einen Steckstuhl bei den Kelten gegeben hat, da die Gegenargumente einfach nicht für jeden einsehbar sind. Das Marktmittelalter ist einfach in dieser Beziehung aufs Lügen angewiesen, weil man darauf bestehen möchte/muss Bezug zum Mittelalter zu haben, um das ganze noch "mittelalterliches treiben" nennen zu können. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Besucher die selber nicht in dem Thema drin stecken, die Stimmung und das mittelalterliche Ambiente die Musik, die "lustige Sprache" und die "Leckereyen" einfach toll finden. Diese Leute wissen einfach nicht wie komplex dieses Thema ist. Den Leuten ist zwar klar dass ein Markttag in einer Stadt vor 600 Jahren einen etwas anders ausgesehen haben muss. Das man wirklich Lichtjahre davon entfernt ist, machen sich die Leute einfach nicht bewusst. Wenn das aber von vorne rein klar wäre und man auch auf die Bezeichnung Historischer Markt oder Mittelaltermark verzichten würde, dann könnten damit alle glücklich werden. Ich schiebe die Schuld an der jetzigen Situation allerdings nur teilweise auf die Teilnehmer, die ein möglicherweise unhistorische ausrüstung zur schau tragen, grade auch Veranstalter nehmen die Tatsache mit falschen Eindrücken zu werben wissentlich in kauf. Da ist das Geschäft wichtiger als die Ehrlichkeit.
 
Original von Nachtmahr Die Idee, gerade nicht in zivil auf eine entsprechende Veranstaltung zu gehen, ist genau durch die Gründe inspiriert, die Elodarion so passend geschildert hat.
Und genau das führt mich dazu weiter zu befürworten dass es eine genauere Trennung zwischen "museal" und "markt" gibt, indem beispielsweise Gewandete nicht einfach reinkommen. Ich kann die Motive zwar durchaus nachvollziehen, aber da es Unmengen an Fantasy-Veranstaltungen bekannter Grossveranstalter gibt auf denen es keine Dresscodes o.ä. gibt, sehe ich das Problem in dem Moment nur, wenn der Veranstalter sich das dicke Schild "Mittelalter" auf die Fahnen bappt. Kurzum: Das Etikett sollte stimmen. Was natürlich für jede Veranstaltung dann wieder andere Kriterien hervorruft. Das Dilemma ist für den Besucher an der Stelle: Wie erkenne ich was sich da verbirgt? Wer kann mir sagen ob das was ich da sehe stimmt? Und natürlich gehe ich mal davon aus, das Otto-Normalverbraucher nicht alles (!) hinterfragt was er sieht. Wie Elodarion schon sagte der Besucher glaubt wir seinen Fachleute.... Letztendlich obliegt es dem Veranstalter so ehrlich zu sein seine Veranstaltung richtig zu betiteln (was aus kommerziellen Gründen schon nicht rentabel wäre) als auch den Darstellern zum einen bei der Bewerbung für entsprechende Veranstaltungen sich richtig auszuweisen (will sagen ehrlich zu sein) als auch dann auf der Veranstaltung selbst dem Besucher gegenüber nicht halbgares Wissen zu präsentieren, sondern ehrlich zu sein (egal ob nun durch Zugeständnis dass manche Dinge freie Interpretation sind, ohne Wertung oder das einen das nicht interessiert was nun wirklich """A""" war).
 
Volle Zustimmung. Den Aspekt, das solche VA auch zum Erhalt historischer Anlagen beitragen können, habe ich ganz außern vor gelassen. Zu Lukas und seiner Anmerkung bezüglich intelligenter Menschen: Ich wette, wenn ich im falschen Zeitalter auflaufe, in dem ich mich nur ganz oberflächlich auskenne, dann werde ich sicher auch ein paar "saudumme" oder naive Fragen stellen. Damit muss der Wissende leben und ich denke, bei Märkten und offenen Veranstaltungen muss man auch Kompromisse eingehen. Die Leute kommen ja nicht, um sich ausbilden zu lassen sondern um Spaß zu haben. Wollen wir ja letztlich auch, es sei denn, wir sind von heiligem Sendungsbewusstsein befallen. Gibt es ja auch. Letztendlich nutzen auch die "weniger korrekten" den ganz authentischen, weil sie insgesamt das Interesse der Besucher wecken. Noch was zum LARP. Ich denke, wir sind uns da einig, dass diese Leute nicht automatisch zur "Hauen-und-Stechen-Fraktion" gehören. Da gibt es verdammt ausgefeilte Rollen und Charaktere und die meisten geben sich eine Menge Mühe mit ihrer Ausrüstung. Ich schreibe jetzt einmal etwas bewusst provozierendes: Beim Living Historiy steht das Verkleiden im Vordergrund und beim LARP der Spieltrieb. Bitte nicht zu ernst nehmen. Die VA beim LARP sind, trotz der meist begrenzten Teilnehmerzahl, eine sehr konstruktive Beschäftigung, was jeder der dortigen Moderatoren bestätigen kann. Ich diesem Sinne finde ich, ist der LARPer stärker dem Gruppenzwang unterworfen, als der Aktive in der Living history.
 
Oh, das könnte mißverstanden worden sein, hier die Berichtigung: "Der Darsteller hat aber LEIDER noch lange nicht die Pflicht, die Wahrheit zu sagen". So war es natürlich gemeint. Daß Leute mit der Verbreitung falschen Wissens auch Geld verdienen, hätte ich mir nie träumen lassen. Kein Wunder, daß da viele sauer werden. Daß im Gegenzug auch Leute als "A"-Hexen bepöbelt werden, macht den Graben zwischen den einzelnen "Lagern", und die Lächerlichkeit einer Sache, die eigentlich aus Spaß am gemeinsamen Hobby entstanden ist, mehr als deutlich. Nach allem, was hier geschrieben wurde, wäre eine klare Etikettierung verschiedener Veranstaltungen letztendlich keine so schlechte Idee. So könnten Mittelalter-Märkte, die eine bewußte Mischung wollen, eigentlich ihre Bezeichnung in Richtung "fantastisch" ausdehnen. Wenn bestimmte Veranstalter das bewußt und aus wirtschaftlichen Gründen ablehnen, ist es kein Wunder, daß erfahrenere Besucher diesen Leuten mehr als kritisch gegenüber stehen (müssen). Ich will halt als Grünschnabel vermeiden, daß Leute die Augen verdrehen und denken: "Mann, von welchem Elferrat hat der denn seine Klamotten bezogen", bzw. "schon 100mal im Fantasy Laden gesehen" usw.
 
Original von Vladislawa Das Dilemma ist für den Besucher an der Stelle: Wie erkenne ich was sich da verbirgt? Wer kann mir sagen ob das was ich da sehe stimmt? Und natürlich gehe ich mal davon aus, das Otto-Normalverbraucher nicht alles (!) hinterfragt was er sieht. Wie Elodarion schon sagte der Besucher glaubt wir seinen Fachleute....
Ja, und sie denken, wir sind Angestellte des Museums. :rolleyes: :D Ich weise immer wieder im Gespräch mit den Besuchern darauf hin, das wir das nur als Hobby machen. Die Besucher im Museum nehmen einem ganz schön in die Pflicht, die verlangen Auskunft und hinterfragen alles genau. Die verstehen z.B. auch nicht, dass ich mal Pause machen möchte (bei einer Museumsöffnung von 9 bis 19 Uhr). :rolleyes:
Original von Elodarion Den Aspekt, das solche VA auch zum Erhalt historischer Anlagen beitragen können, habe ich ganz außern vor gelassen.
Kann sogar ganz wesentlich sein, denn das "Bespielen" solcher Anlagen (Museumsdörfer, Burgen etc.) erhöht die Besucherakttraktiviät d.h. mehr Besucher (vor allem auch Besucher, die sonst nicht ins Museum gehen). Höhere Besucherzahlen = mehr Eintrittsgdler und daraus folgend auch mehr Förderung durch öffentliche Gelder. Kommen weniger Besucher, will auch keiner mehr Geld in die Anlage reinstecken.
 
Zum Thema "A-Hexe": ich kenne genügend Lagernde und Gruppen (darunter zähle ich mich auch), die glücklich sind, wenn man sie dezent auf Fehler hinweist. Es kommt eben nur auf den Ton an, den man dabei anschlägt ... Auch kannte ich eine Frau, die sehr korrekt und fundiert eine Wikingerdarstellung auf Museumsveranstaltungen betrieb - sie wurde als A-Päpstin hier bezeichnet, aber nur weil sie in der Hinsicht positiv auffiel und fundiert Auskunft gab, wenn man sie fragte. Eigentlich hat sie mein Interesse für die Wikinger geweckt. Es ist mal so und mal so ... mit leuten, die negativ auf einen freundlich vorgebrachten Einwand reagieren würde ich mich nicht mehr abgeben - aber dann nicht alle anderen über einen Kamm scheren. Gruß
 
@Katharina: es ist so, diese Darsteller wissen meist sehr genau, dass das, was sie machen, nicht richtig ist. Und deswegen reagieren sie so agressiv (auf A-Hexen oder -Päpste).
 
Original von Beate @Katharina: es ist so, diese Darsteller wissen meist sehr genau, dass das, was sie machen, nicht richtig ist. Und deswegen reagieren sie so agressiv (auf A-Hexen oder -Päpste).
Jepp, Beate hat es mal wieder auf den Punkt gebracht.
 

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