Panzerreiter, genau das meine ich... Zitat von Mondspeer:
"... aber ich habe keine Ahnung, wonach ich bei einem Schwert jetzt schauen, bzw. worauf ich achten muss. " Darauf möchte ich noch kurz näher eingehen. Worauf man achten muss, ist natürlich die korrekte Lage der Schwingungsknoten und Drehpunkte. Ach was
Wie man diese rausfindet, ist in dem oben verlinkten Video demonstriert. Kurz zusammengefasst: - vorderer Drehpunkt (Forward pivot point): Schwert nach unten hängen lassen, locker mit Zeigefinger und Daumen direkt unterhalb der Parierstange greifen. Dann hin- und her schwenken, dabei versuchen, neben der horizontalen Bewegung so wenig wie möglich zu kippen, etc. Während man das tut, schaut man sich das vordere Drittel der Klinge an. Da gibt es einen Punkt, der sich nicht bewegt. Das ist der vordere Drehpunkt. Dessen ideale Lage ist abhängig vom Schwerttyp, bei einem Langschwert (Feder, etc) sollte er nahe an der Spitze liegen (in dem Fall bleibt die Spitze (mehr oder weniger) ruhig auf der Stelle stehen, wenn ihr das Schwert unter der Parierstange bewegt). - hinterer Drehpunkt (aft pivot point): gleiches Prozedere, nur greift man hier direkt unterhalb des Knaufes. Der dazugehörige hintere Drehpunkt ist beim Langschwert meist etwa in der Mitte der Klinge. - vorderer Schwingungsknoten (Center of percussion/ front vibrational node): Schwert wieder mit Hand unterhalb der Parierstange greifen (so, wie eben bei der Benutzung), Schneide nach vorne ausgerichtet und dann mit der flachen Hand seitlich gegen den Knauf schlagen. Die Klinge wird vibrieren und irgendwo im vorderen Drittel gibt es wieder einen Punkt, der still bleibt (können auch ein paar cm sein). - hinterer Schwingungsknoten (secondary/ hilt node): Gleiche Prozedur, diesmal aber auf den schwingungsarmen Punk im Griff achten. Sollte unter der Hand liegen, also lose, nur mit 2 Fingern greifen (die isst der am schwersten feststellbare Faktor). Die Lokation der jeweiligen Punkte und Knoten ist hier exemplarisch für 4 Schwertypen an guten historischen Originalen dargestellt:
http://www.peterjohnsson.com/the-making-of-a-long-sword/ Nun, wozu das Ganze, was ist der Sinn davon, die Punkte und Knoten so zu positionieren, wie sie sein sollten? Der Reihe nach: - Drehpunkte: Beim Langschwert sorgt der vordere Drehpunkt dafür, dass die Spitze bei Bewegungen am Gehilz mit der vorderen Hand auf der Gegner ausgerichtet bleibt. Beim früheren Einhänder liegt er ja etwas weiter in der Klinge, die direkte Spitzenkontrolle ist also nicht so gut. Das hat einen Grund, den ich aber nur kurz anreißen kann. Mann muss Erfahrung mit Schwert und Schild/Buckler haben, um das zu verstehen und ich müsste sehr weit ausholen, um es zu erklären. Kurz gesagt, der andere Fechtstil mit Schwert und Schild profitiert von einem Schwert, dass sich in kreisförmigen Bewegungen leicht führen lässt. Interessanter Weise haben auch Rapiere, bei denen man ja eine exzellente Spitzenkontrolle erwarten würde, den vorderen Drehpunkt ebenfalls weiter hinten. Das liegt daran, dass im Rapierfechten gegnerische Klingen oft weggedreht/-gelenkt werden und je sparsamer die notwendige Bewegung, desto besser. Liegt der Drehpunkt jetzt an der Stelle, an der Klingenkontakt normalerweise zustande kommt, hat die Klinge eine Tendenz, sich um genau diesen Punkt zu drehen. Ideal, wenn man nach dem Ablenken die Spitze mühelos wieder direkt auf den Gegner richten will. Natürlich profitieren auch andere einhändige Schwerter hiervon, nur hat man bei Nutzung mit Schild ganz andere Möglichkeiten. Der hintere Drehpunkt hat einen ähnlichen Effekt und spielt vor allem bei Langschwertern eine Rolle. Hier liegen beide Drehpunkte am weitesten auseinander. Kommt es zum Klingenkontakt (oft etwa in Klingenmitte, wo der hintere Drehpunkt liegt), versucht man, mit winden die Spitze auf den Gegner zu manövrieren. Hier leistet die hintere Hand, die am Knauf liegt, die Arbeit, das Schwert rotiert um den hinteren, mit dem Knauf/der hinteren Hand korrelierenden Drehpunkt und richtet die Spitze automatisch aus. An der Stelle sollte ich erwähnen, dass jeder Punkt am Griff einen korrelierenden Drehpunkt auf der Klinge hat. Es spielen nun diejenigen eine Rolle, die ich beeinflusse, indem ich meine Hände positioniere, nämlich eine unter der Parierstange und die andere am Knauf. -Schwingungsknoten: Hier geht es jetzt um Kraftübertragung. Man will bei einem Schlag mit dem Schwert Kraft auf den Gegner übertragen. Je weniger durch Vibrationen verloren geht, desto besser. Das heißt, dass bei einem Schlag, der mit dem vorderen Schwingungsknoten trifft, die optimale Kraftübertragung stattfindet. Tatsächlich hat man an der Stelle den größten Effekt auf harte Ziele. Bei weichen Zielen sieht die Sache etwas anders aus, hier erzielt man mit den letzten 10-20 cm der Klinge die größte Wirkung (es sei denn, dieser Klingenteil ist stumpf, zu schmal mit zu steilem Schneidwinkel, etc). Das liegt daran, dass die größte Geschwindigkeit bei einem Schlag an der Spitze zu finden ist und dies den Nachteil, nämlich dass durch Vibration Kraft verloren geht, mehr als ausgleicht. Wichtiger als der vordere Schwingungsknoten ist der hintere. Dieser sollte unter der vorderen Hand liegen. Denn: Einen stark vibrierenden Griff kann man nicht gut festhalten. Liegt aber der hintere Schwingungsknoten, also der vibrationsarme/-frei Punkt unter der Hand, spürt man auch bei starken Schlägen keine unangenehmen Vibrationen. Dies ist besonders auffällig bei harten Zielen, ich erinnere mich an ein Albion, mit dem man keine dicken Tatami-Matten oder mittelstarke Äste schneiden konnte, weil die Vibrationen einfach zu unangenehm für den Benutzer waren. Bei Tetrapacks und Plastikflaschen ist das nicht aufgefallen. Bei diesem Schwert (war ein SL Knightly), lag der Schwingungsknoten knapp vor dem Knauf und wurde wenn überhaupt vom kleinen Finger bedeckt. Beim Einhänder sollte er aber mittig, wenn nicht eher Richtung Parierstange liegen. Sooo, das ist jetzt sehr viel länger geworden als ich vorhatte, aber ich denke, es lohnt sich, darüber zu reden.