Bürgerin um 1300

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.
Farbe: Ich würd braun nehmen, das steht für Färbung aber günstig, passt zu einer Handwerkerin ganz gut Oder, wenn du Zugang zu Pflanzenfärbern hast, nimm Grau und laß ihn bei Gelegeheit in einen Reseda, Waid oder Krapptopf schmeißen ;) Form: Gemäß meinem Wissenstand hat NIEMAND eine Kapuze am Mantel gehabt .. es gibt Kleidungsstücke mit Kapuze, jede Menge sogar (Kappa, Garde Corps, Garnache ..) aber keine Halbkreismäntel Verzierung: Da wär mir außer bei den Prunkpluvialen für den Klerus gar nichts bekannt für 1300 Verschluss: Omega-Fibel ist hoffnungslos outdated um 1300, die andere müsste man sehen um es zu beurteilen. Für 1300 geht am besten ein großer Fürspann nach Fund, da gibt es jede Menge im Handel (zb. http://www.peraperis.com/Schmuck-Repliken/Mittelalterschmuck/Fuerspan-mittelgross.html von Pera Peris oder http://www.kayserstuhl.de/accessoires.htm#PP07FUERGRO von kayserstuhl oder http://lorifactor.com/k10,garment-accessories-brooches-and-cloak-fasteners.html von Lorifactor etc.) Ich würd einfach was Größeres nehmen, so ab 4cm
 
Was KEINER hat sind Abnäher für die Schultern.
Dem stimm ich Dir soweit zu, das es tatsächlich keine Mantelfunde gibt, bei denen man Abnäher gefunden hat. Allerdings weist der Mantel aus dem Bockstenmoor auf der einen Schulterseite einen Einschnitt auf und die zusammengenähte Verschlusseite ist schräg angeschnitten, was tatsächlich einem Abnähen gleich kommt, man erreicht damit einen besseren Sitz. Da der ganze Mantel laut Katrin Kania schon eine Schnittechnik aufzuweisen scheint, gehe ich wie Katrin davon aus, dass er durch diese beiden Details besser auf der Schulter auflag. Sieht man sich Abbildungen an, gibt es da auch durchaus unterschiedliche Ausschnittformen. Viele Mäntel weisen Faltenbildung am Hals auf, die darauf hindeuten, dass die Kante gerade gelassen wurde, es also keinen Ausschnitt gibt. Es gibt aber auch einige Abbildungen und Statuen, bei denen der Mantel sauber um den Hals liegt und glatt über die Schulter fällt, was so ohne Falten und abzustehen nur mit Ausschnitt und Einschnitt/Abnähern an der Schulter möglich wäre. Als Verschlussvariante gibt es auch noch die geknöpfte Version, die ich allerdings bei Frauen nicht so häufig gefunden habe, wie bei den Männern und hier auch fast alle erst später.
 
Es ist richtig, dass der Bocksten-Mantel durchaus einen funktionalen Zuschnitt hat! Allerdings ist der Abschnitt wo er an der Schulter zusammengenäht war kein Abnäher sondern erreicht im Prinzip durch eine Naht den selben Verschlußverlauf wir man es durch die Überlappung der Mantelecken und dem Verschluss mit einem Fürspann erreichen würde. Der kurze Einschnitt an der anderen Schulterseite ist da schon interessanter, das könnte von der Form nämlich tatsächliche einen Abnäher darstellen (und wir in der Literatur auch manchmal so angesprochen). Aber mit gerade mal 5cm ist er irgendwie ziemlich unfunktionell, oder?
 
Der kurze Einschnitt an der anderen Schulterseite ist da schon interessanter, das könnte von der Form nämlich tatsächliche einen Abnäher darstellen (und wir in der Literatur auch manchmal so angesprochen). Aber mit gerade mal 5cm ist er irgendwie ziemlich unfunktionell, oder?
Schwer zu sagen warum der Bocksten-Mantel so Einschnitte auf der Schulter hat. Für Abnäher sind sie wirklich etwas klein. Als Erweiterung für den Halsausschnitt könnt ich mir diese Schlitze aber durchaus vorstellen - 5 cm einschneiden ergibt 10 cm mehr Weite zum durch schlüpfen. Mit überlappen und als Verschluss einem Fürspan könnte so auch die Halsweite noch etwas angepasst worden sein was den gleichen Effekt wie einen Abnäher gibt. Schlussendlich würde das etwas zwischen Cappa und kapuzenloser Gugel geben. Das sind jetzt klar Spekulationen, aber von der Machbarkeit wär es am einfachsten. Mir gefällt das Modell sehr! Aber ist das auch "Frauentaglich" wenn man mit Schleier, Haube oder ähnlichem da durch schlüpfen muss? Bei meiner Cappa hab ich immer etwas Mühe oder muss den Schleier abnehmen wenn ich sie anziehe. Mittlerweile hab ich ja einen schön langen Schleier den ich auch als Schal missbrauchen kann wenn es kalt wird - und damit auch gleich noch das an- und ausziehen der Cappa einfacher macht. :D Nochmal zum "Design" vom Umhang:
Farbe: Ich würd braun nehmen, das steht für Färbung aber günstig, passt zu einer Handwerkerin ganz gut Oder, wenn du Zugang zu Pflanzenfärbern hast, nimm Grau und laß ihn bei Gelegeheit in einen Reseda, Waid oder Krapptopf schmeißen
Tolle Idee! Der "Färbermeister" wo ich mein Wolle zum spinnen beziehe macht soviel ich weiss auch Auftrags-Färbungen. Er kann mir hier sicher weiter helfen.
Als Verschlussvariante gibt es auch noch die geknöpfte Version, die ich allerdings bei Frauen nicht so häufig gefunden habe, wie bei den Männern und hier auch fast alle erst später.
Knöpfe sind soviel ich weiss um 1300 ja erst am aufkommen und dürften damit wohl eher teuer gewesen sein. Die Fibeln die ich habe sind alle rund mit einer kleinen Öffnung an einer Seite. Ähnlich wie die hier, aber kleiner http://shop.allerley.ch/THEMEN/Reen...---Schliessen/Geschmiedete-Fibel-gross-I.html (Quelle: http://www.shop.allerley.ch/)
 
Oft waren die Knöpfe aus Stoff und damit günstig selbst herzustellen. @Nico Wenn man wie bei dem Bocksten Mantel geschehen von einer geraden Kante ein Stück schräg abschneidet und dann an dieser Stelle zusammen näht, ist es das gleiche Prinzip, als wenn man einen Abnäher macht; ansonsten hätte man die Kante ungeschnitten zusammennähen können. Da der Mantel eben nicht gesteckt, sondern genäht wurde, finde ich dieses Detail schon auffällig. 5cm sind in der Tat nicht viel, aber auch die bringen schon etwas, um das Abstehen auf der Schulter zu verringern. Das hängt dann zudem noch davon ab, wie eng der Mantel um den Hals liegt und wie groß das Maß vom Halssaum bis zur Schulter ist. Bei dem Bocksten Mantel ist der Halsausschnitt ein wenig in die Breite gezogen und dürfte daher über den Schultern nicht so breit aufgelegen haben. Auf Abbildung 384 im Buch von Katrin Kania ist übrigens sehr schön zu sehen, wie sich durch den Schnitt eine leicht abgerundete Schulter ergibt. Interessieren würde mich auch, in wieweit man zu der Zeit schon direkt auf den Träger zugeschnitten hat. Abfallende Schultern, wie mein Mann sie zum Beispiel hat, benötigen weniger Änderung, als breite Schultern, wie ich sie habe. Spannend die Frage, ob man sowas damals schon berücksichtigt hätte. Wobei Frauen mit jahrelangem Schwimmtraining damals wohl eher selten waren :D .
 
Hallo zusammen Wegen der Verzierung mit Brettchenborten habt ihr gesagt, dass das um 1300 bereits nicht mehr in Mode war. Ich habe jetzt wieder mal im Codex Manesse gestöbert und bin auf Bilder wo Brettchenborten (zumindest vermute ich es sind welche) abgebildet sind - am Rand eines Gewandstückes und einmal während der Herrstellung. Am Halsausschnitt: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0243?sid=8c119b0f56fc703c75108b0d87c001ce&zoomlevel=3 Am Saum vom Mantel: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0497?sid=8c119b0f56fc703c75108b0d87c001ce&zoomlevel=2 Die Frau im blauen Kleid am Saum vom "Mantel" (in der linken, unteren Ecke): http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0558?sid=8c119b0f56fc703c75108b0d87c001ce&zoomlevel=3 Die Herstellung: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0565?sid=8c119b0f56fc703c75108b0d87c001ce&zoomlevel=3 (Quelle von allen: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/) Gehabt euch wohl Eure Zauberin
 
Von dem Bild auf dem eine Borte hergestellt wird mal abgesehen, handelt es sich bei den anderen Bildern meiner Meinung nach nicht um aufgenähte Brettchenborten sondern eher um (bestickte) Stoffbesätze.
 
Genau darum frage ich, Lisabeth, damit es nichts "Komisches" gibt. Diese "goldenen" Bordüren sehen für mich eben auch nicht wirklich wie Brettchenborten aus. Die am Halsausschnitt ist wohl eher ein besticktes "Band" aus Stoff das dann aufgenäht wurde. Hier sieht es vom Muster her - verglichen mit der Borte die grad hergestellt wird - eher nach Brettchenborte aus http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0558?sid=8c119b0f56fc703c75108b0d87c001ce&zoomlevel=3 (Quelle: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/) Farblich sollte es natürlich zu meinem Gewand passen, also rot und am liebsten grün dazu. Was haltet ihr davon? Es ist so, dass ich am Sonntag Gelegenheit habe mit einer Brettchenweberin zu reden und sie macht mir dann die Brettchenborte genau so wie ich es möchte - im Tausch gegen handgesponnene Wolle. :) Wenn ich schon so eine Gelegenheit bekomme dann sollte die Brettchenborte möglichst authentisch sein.
 
Auf jeden Fall etwas das sich eine normale Bürgerin entweder nicht leisten kann oder es nicht darf weil es sonst Probleme mit der "Obrigkeit" gibt. Also lieber auf der sicheren Seite bleiben und mit "normalen" Brettchenborten arbeiten. ;)
 
Ich würde um 1300 überhaupt keine Brettchenborte mehr als Besatz an die Kleidung nähen. Wenn überhaupt Brettchenborte dann broschiert ud als Gürtel verwendet.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
ich würds auch lassen, wenn dann Bestickung und das eigentlich auch nicht für normale bürger. Generell Brettchenborte aus Wolle kenn ich gar nicht, wenn dann Seide und als Gürtel, aber das ist viel zu teuer für eine Bürgerin. Was ich allerdings schon gesehn hab, wären eventuell dünne Besätze, aus Seide vielleicht an Surcots.
 
Danke für eure Anregungen. Wir haben das Projekt "Brettchenborte um 1300" mal gestartet und sie recherchiert und schaut das mit einer etwas erfahreren Brettchenweberin an wie das gemacht sein könnte und aus welchem Material, während ich die Wolle der guten Frau verarbeite und daraus Garn spinne. Wenn das mit der Brettchenborte nicht geht macht sie mir eine schöne Borte die nicht historisch belegt ist und ich nähe mir später ein schönes Fantasy-Gewand. ;)
 
Danke Rotschopf für den Tipp. Jetzt steh ich wieder einmal mehr vor der Frage ob ich bei Naturtuche bestellen soll oder ob es jemand in der Schweiz gibt wo ich solchen Stoff kaufen kann. Aber da könnt ihr mir wohl nicht weiter helfen.
 

Neueste Beiträge

Oben