Verzierte Hiebmesserscheide nach Birka-Funden Anspruch: fundnah / belegorientiert Als Grundlage dienen die Hiebmesserscheidenfunde aus den Birkagräbern. Die Messerscheide besteht aus braunem Rindsleder mit knapp 2mm Dicke,welches ich nass geformt habe, Gesamtlänge rund 47 cm. Die Beschläge habe ich aus 1mm dickem Messingblech gefertigt, deren Form und Muster orientiert sich durchgehend an den Funden. Hierzu schreibt Greta Arvidsson in Birka II-2: "Die Länge [...] liegt ziemlich konstant zwischen 46-51 cm [...]", "dessen Dicke (des Leders) gewöhnlich 0,2 cm beträgt." "An den Außenkanten des Ortbandes gibt es oft eine Verzierung aus zwei parallelen Linien oder Rillen. Die bogenförmige Innenkante kann wellenförmig geschnitten sein, wobei auch die der Innenkante folgende Rillenverzierung wellenförmig verläuft." "(die Beschläge am Messergriff) [...] haben in der Regel drei ausgestanzte Zipfel mit stufenförmiger Kontur, mit T-förmig [...] ausgestanzten Löchern in der Mitte jedes Zipfels, und meistens mit Zickzacklinien in Tremolierstich." Das Blech am Griff habe ich mit einem weiteren Blech hinterlegt, um einen dezenten Kontrast zu erzielen. Hierzu habe ich ein Kupferblech galvanisch mit einer Zinn-Legierung überzogen und auf Hochglanz poliert. Grundlage hierfür sind zwei Funde. Zum Einen die Beschläge in Bj. 944, bei denen sich hinter dem vorderen Blech die Reste eines weiteren andeuten. Zum Anderen ein Messer aus Bj. 860 B, dessen vorderes Blech aus Silber gefertigt ist, und mit einem vergoldeten Silberblech hinterlegt wurde. Da Arvidsson durchgängig die starken (optischen und konstruktiven) Parallelen zwischen den Alltags- und Hiebmesserscheiden betont, erscheinen mir beide Funde zusammen genommen ausreichend belastbar für meine Umsetzung. Gleiches gilt auch (jedoch ohne konkreten Beleg) für die vordere Aufhängung, bei der ich ebenfalls ein gleiches Blech hinterlegt habe. Arvidsson schreibt: "An den Ringhaltern können T-förmige [...] Stanzlöcher vorkommen.", wie sich auch bei mehreren der Funde in Birka zeigt. Die Halteringe werden als Bronzeguss beschrieben, mit "trompetenförmigen Ausweitungen des Ringzains", zusätzlich "zwei dreifache Wülste". Bronzeguss kann ich nicht selbst realisieren. Deswegen sind meine Ringe aus 3mm Rundmessing gebogen und hart verlötet. Die dreifachen Wülste sind rückseitig verlötete Drahtwicklungen. Anstelle der 'Trompeten' habe ich ein weiteres Paar der dreifachen Drahtwicklungen/Wülste eingesetzt. Als Aufhängung erschien mir ein Fund in u.a. Bj. 834 interessant. Hier und in anderen Gräbern finden sich Perlen aus spiralförmig aufgerolltem Bronzedraht, aufgezogen auf Lederriemen. In Birka I - die Texte schreibt Arbmann bei Bj. 834 dazu: "[...] in den Tragringen Reste von 0,6-0,9 cm breiten Lederriemen; zusammen mit dem Messer lagen Reste von einigen Perlen aus spiralförmig gelegten Bronzefäden, die auf den Lederriemen gezogen waren und wahrscheinlich zu dem Messergehänge gehört haben." Beim SHM findet sich ein Bild der Perlen nebst Maßstab. Die Perlen sind 1,5-2 cm lang und ca. 7mm im Durchmesser. Meine Perlen habe ich aus 1mm dickem Messingdraht gewickelt und die Maße der Funde eingehalten. Als Leder habe ich ein sehr weiches Rindsleder verwendet, welches ich stark gefettet habe, um es möglichst flexibel zu machen. So passten dann auch 6mm breite Streifen recht stramm durch die Perlen hindurch. Ob im Original auch die von mir gefertigten Doppelreihen verwendet wurden, kann ich nicht beurteilen. Gefiel mir von der Optik her besser als eine einfache Reihe und ist auch stabiler. Gürtelschlaufe und Streifen sind aus einem Stück Riemen, den ich unten der Länge nach in passende Breite geschnitten habe. Bei den Funden sind die Beschläge in der Regel aus Bronzeblech gefertigt und mit Weißmetall überzogen. Weißmetall kenne ich nur als Legierung von Zinn und Blei. Wegen letzterem habe ich darauf verzichtet, meine Bleche damit zu beschichten. Ein Versuch mit reinem Zinn ergab nicht mal ansatzweise einen vergleichbaren silbrigen Glanz wie bei Weißmetall, deswegen habe ich auch diese Idee wieder verworfen. Allerdings existieren sowohl in Birka als auch in Haithabu genügend Funde von Messing (sowohl konstruktiv als auch dekorativ verwendet), um Messingbeschlägen einen glaubhaft belegbaren Hintergrund zu verleihen. Zeitaufwand für alles zusammen: ewig und drei Tage ;-)