Startanleitung für den Mittelalterneuling

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@simon: Du darfst gern alle Inhalte hier verwenden, es ist eine Laien für Laien Anleitung, die nicht gewerblich vertrieben wird, wenn sie jemand weiterhilft, bin ich happy. Ja nehmt euch, was ihr braucht, liebe Leute. Finds toll, dass jetzt auch andere einsteigen. (Mögt ihr euch auch einen eigenen Thread suchen zum diskutiern? Sonst wirds hier zu crowded und für mich total unübersichtlich mit dem Mitschreiben und abändern *küsschen* danke!) Und ich sags noch mal, ich weiß nicht, was von unserer Fassung partout NICHT auf das Frühmittelalter ZUTRIFFT. Meine Darstellung ist HoMi, ich kenn mich mit FrüMi nicht aus. Also wenn ihr etwas bei uns seht, was man für das FRÜMI in diesem Kulturkreis definitiv nicht so sagen kann, BITTE BITTE sagt es uns. Wir möchten alle 3 Zeitalter drinnen haben, das heißt, es ist so gedacht, dass jede einzelne Aussage so auch für das FrüMi stimmt, wenn das nicht der Fall ist, müssen wir die Formulierungen abändern. Aber es ist halt nur für diesen Kulturkreis, einerseits wegen der sonst zu lang werdenden Anleitung und andererseits, weil sich die meisten schon ganz zu Beginn für eine Wikidarstellung oder eine "hiesige" entscheiden und dann ganz andere Wege in der Gewandungserstellung und Recherche gehn. Und mit Wikis kenn ich mich auch nicht aus. Übrigens, die Anleitung find ich ganz gut, auch einiges neues für mich, aber was ich jetzt als absoluter Neuling für diese Darstellung sagen kann ist, es ist noch etwas kompliziert formuliert, hauptsächlich bei den einzelnen Kleidungsstücken und Spezial- Begriffen (Was ist ein Jarl, wie unterscheidet er sich vom Adeligen in unseren Breiten zb), ich bin aufs erste noch etwas verwirrt. Jetzt überleg ich grad, ob unsere für Anfänger auch so kompliziert wirkt...
 
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Ich hab noch mal durchgeguckt, zB frag ich mich, was ist der "Thorsbergstil" und was ist eine "Rushose" und solche Dinge.
 
Hallo Milchmagd, für die Wikis ist ja jezt eine eigene Anleitung vorhanden. Dank deinen Vorgaben konnte ich so manches übernehmen, anderes habe ich rausgenommen, wieder anderes ist dazugekommen. Aber deine Anleitung war schon mal ein guter Wegweiser. Danke dir nochmals :) hast gute Arbeit geleistet... Für das Frühmittelalter im hiesigen, sprich deutschen Raum, werde ich mich demnächst mal ranmachen, dann kann ich dir ja was zuschicken. Und vielleicht meldet sich ja auch noch jemand anderes aus dem Forum, hier gibt es ja nicht nur Wikis, sondern auch z. B. Darsteller der Ottonenzeit, was dann auch wieder hierher passen würde.
 
zB frag ich mich, was ist der "Thorsbergstil" und was ist eine "Rushose" und solche Dinge.
Gut, das mit der Thorsberghose hätte ich wohl doch genauer erklären sollen. Man vergißt manchmal, das andere das nicht wissen können, die davon noch nie gehört haben... Also Thorsbergstil: Im 5. Jh wurde in Thorsberg/Schleswig Holstein eine komplette Hose gefunden. Die Hose hatte Füßlinge, hatte oben einen vorderen, unteren und hinteren Keil und schon einen besonderen Zuschnitt. In Haithabu nun, ca. 4 Jahrhunderte später, fand man Fragmente und Keile, die eben diesem Typus entsprechen. Und so schließt man daraus, das dieser Hosentyp auch damals noch immer existierte. Und deswegen sage ich dazu "Thorsbergstil", weil es dem Stil der Originalhose entspricht. Die Rushose ist ein neuzeitlich geprägter Begriff. Die Händler aus Birka kamen aus dem asiatischen Raum, bzw. dem heutigen Russland. Daher leitet sich auch die Bezeichnung "Ruswikinger" und eben "Rushose" ab. Diese Hosen waren weit geschnitten, deswegen auch als Pumphosen bezeichnet. Und auch hierfür gibt es Fundbeläge in Haithabu, denn auch diese Stadt war international vom Handel her. Gut, sollte wohl in der Anleitung für den Neuling etwas genauer dastehen. Ich werde Ragnar Ormenwolf morgen die Ergänzung dazu schreiben. Und es ist gut, wenn andere, die keine Ahnung von der Materie haben, sagen, was sie nicht verstehen, nur so kann man es verbessern und hoffentlich verständlicher machen für alle...
 
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Liebe Leute von der Mitteleuropa-Gang: Ich würd gern noch mal auf das Thema Gürtel zurück kommen. Leider kenn ich mich damit aber selbst nicht so aus (Trage Brettchengewebten Textilgürtel und hin und wieder einen Männer-Leder-Gürtel). Welche Materialien, welche Verschlüsse, Formen, wie ist das mit dem Dranhängen von Gegenständen?
 
Zuerst einmal ein grosses Lob an alle Autorinnen und Autoren. :) Ich finde den Absatz über die Hosen gut, aber unglücklich formuliert.
Im Mittelalter gab es keine Hosen im heutigen Sinne, erst recht keine hautengen Lederhosen wie sie uns in Kombination mit Piratenhemd so gerne von Händlern angedreht werden. Der mittelalterliche Mann trug Beinlinge, welche an der Bruche, einer Art "Boxershort" (um sich ein Bild zu machen) befestigt waren
Die Mode mit den Bruchen & Beinlingen lässt sich erst ab 1000 a.D. nachweisen. Und Dann auch nur mit Fußteilen. Quelle: Salzburger Perikopenbuch um 1000 a.D. Das Orginal steht mit der Verzeichnisnummer Clm 15713 in der Staatsbibliothek München. Es gibt - abgesehen von den Funden aus Thorsberg, Damendorf, Skjoldehamn - dem 07. Jhdt. aus St. Afra in Augsburg (das sog. Klerikergrab) einen Fund von einer Röhrenhose.
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Quelle: Perikopenbuch Heinrich II vor 1014 datiert, auf dem Wíkicommons Server hinterlegt. Für mich trägt die grosse Hauptfigur ebenfalls eine Hose. Wie seht ihr das? **** Unabhängig von den Hosen oder Beilningen wurden im frühen Mittelalter sehr oft Wadenbinden/ Beinwickel getragen. (Siehe oberes Bild. Beinwickel auf dem Schemel rechts neben den Schuhen erkennbar. *** Noch eine Notiz zur Teilnahme Form: Mir fehlt in der Auflistung zu den Teilnahmeformen das Re-enlarpment. als eigenständiges LARP - Genre daß immer mehr Beachtung findet. Wäre es möglich, diese Notizen in den Text mit einzupflegen? viele Grüsse, der Viator
 
Mir scheint als würde der Mann da in Unterwäsche daliegen. Kann eine Hose sein, muss es aber nicht. Die Bruche gibt es in soviel verschiedenen Längen dargestellt, dass es sich hierbei auch um eine Bruche handeln könnte. Zurück zu eurer Anleitung: Bereits Ende des 12.Jh. wurde in höheren sozialen Schichten die Cotte sehr körpernah bis eng geschnitten. das zog sich bis ins 14.Jh. also dass im 13.Jh. eher sackartig getrragen wurde ist so nicht haltbat. Im ausgehenden 13.Jh. wurde dann der Surcot bei den Damen der oberen Schichten Usus, weil der Klerus die enganliegende Kleidung kritisierte und die Damen mit weiten Surcots die Enge der Kleidung übertünchen konnten. Bei den Schellen und Glöckchen musste ich schmunzeln, denn was da steht klingt dann eher klischeehaft. In dem Buch und Katalog "Die hoch- und spätmittelalterlichen Buntmetallfunde nördlich der Alpen" weisen mehrere Funde in ihrer Beschaffenheit, Material und Form daraufhin das selbige unmöglich von sozialen Randgruppen getragen werden konnte. Eindeutig sind dort Quellen dass im Adelsbereich auch Schellen und Glöckchen z.B. am Gürtel getragen wurde.
 
Ich weiß nicht, diese Hosensache ist mir zu vage als dass ich sie in eine so grobe Anleitung mit rein nehme. Das mit den Beinwickeln nehme ich gern dazu, aber ansonten will ich mich nicht aufgrund von zwei offensichtlich raren Einzelnachweisen auf eine generelle Aussage festlegen. (Und sind das Beinwickel neben dem Schlafenden?) Reenlarpment steht eigentlich in meiner neuesten Version schon drin. Und was die Enge der Kleider angeht, so wollte ich eigentlich bei der Anleitung auf der sicheren Seite stehen, die vielen dekadenten oder extravaganten Auswüchse adliger Kleidung wollte ich da eigentlich rauslassen, da sich bei adliger Darstellung für den kreativen Mittelalterfreund ohnehin eine Menge Möglichkeiten bieten, Regeln zu brechen und Grenzen zu überschreiten. Das gilt auch für die Glöckchen. Aber da werd ich nochmal etwas abmildernd umformulieren.
 
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Im Stuttgarter Psalter aus dem 09. Jahrhundert finden sich zahlreiche Abbildungen für Beinwickel.Unglücklicher Weise kann dieser nicht in das Forum verlinkt werden. Daher bitte ich die interessierte Leserin/ den interessierten Leser diesem Link zu folgen und sich die betreffenden Bilder selber anzusehen: 1.) bitte hier klicken 2.) auf den Button "Zur Werkansicht" gehen. Anders lässt sich das Buch leider nicht öffnen. Auf Seite 3 (2r) ist bei der Figur am Kreuz eine Bruche erkennbar (rechtes Bein aus der Sicht des Betrachters) Die Beinkleidung der mittleren Figur kann als Hosen interpretiert werden. Auf Seite 5 (3r) findet sich bei der gekrönten Figur ebenfalls eine Kombination aus Beinwickeln und - meiner persönichen Interpretation nach - Hosen, weil die typischen Knieriemen fehlen. Das Gleiche gilt für Seite 8 (4v) -> rechte Figur, zweite und drite Figur von Links. Es ist anzunehmen, daß im 09. Jahrhundert beide Varianten in Mode waren und von unterschiedlichen Schichten getragen wurden. Wie seht Ihr das? Zu den Hosenfunden aus Thorsberg und Damendorf gibt es eine ausführliche Zusammenfassung in dem Buch "Textilfunde der Eisenzeit" von Karl Schlabow. (Wer es nicht hat, sollte es sich bitte über die Bibliothek oder Fernleihe borgen, weil das Buch sehr teuer ist.) Bei einer Fundbeschreibung von Skjoldehamn habe ich keine literarische Quelle im Kopf. Kann mir bitte jemand aus der Wikinger - Fraktion weiterhelfen? :)
 
@Viator, richtig, für Kleidung hat es ähnlich wie den Epochen eine Übergangszeit gegeben. Hatte jüngst ein Relief entdeckt dass Pruzzen (um 1250) darstellte. Das ist ein slawisches Volk, egal............, deren Beinkleider waren so lang dass man die auch als Hosen definieren könnte, wobei ja, wie oben erwähnt, die Länge der Bruchen variierte. @Milchmagd, Kleidungsmäßig sprach ich aber nicht vom Adel. Es gab auch Ministrialengattinnen, Frauen von gutsituierten Handwerkern, Ehefrauen von Stadträten etc. die alle mitnichten zum Adel zählen
 
Trixie: Ich kann auf den von mir geposteten Abbildungen keine lange Bruche erkennen. Die mitteleuropäischen Funde bis 1000. a.D. zeigen eine deutliche Übergangszeit. Mit anderen Worten: Bruche und Beinlinge mit Fußteilen sind im frühen Mittelalter ab 800 a.D. kein Thema. Hosen (keine lange Bruche!) sind bis 1000 a.D. anhand der vorliegenden Fakten (Funde & Abbildungen aus dieser Zeit) ebenfalls korrekt. Ein zeitgenössischer Fund einer lange Bruche mit den typischen Seitenschlitzen ist mir aus dem frühen Mittelalter nicht bekannt. sachliche und friedliche Grüsse, der Viator
 
Viator. eine Übergangszeit stritt ich auch gar nicht ab. Bitte dich wiederholt richtig zu lesen ;). erstaunlich finde ich dass du im Zusammenhang mit Bruchen eine Fundlage erwähnst, denn es gibt keine Funde von Bruchen, weißt du da mehr? Bruche und Beinlinge im Zusammenhang mit Knieriemen zu sehen ist ebenfalls nicht richtig, weil die Knieriemen erst im ausgehenden HoMi Usus wurden. Was sind typische Seitenschlitze? Es gibt im HoMi-Bereich soviel unterschiedliche Bruchendarstellungen dass man von einer Typisierung nicht sprechen kann und sollte. Eine Reko der Bruche ist eine Frage der Interpretation....... Ebenfalls sachliche Grüße
 
Trixie.
Original von trixiemueller erstaunlich finde ich dass du im Zusammenhang mit Bruchen eine Fundlage erwähnst, denn es gibt keine Funde von Bruchen, weißt du da mehr?
Stop - ich spreche mit Dir über das frühe Mittelalter. Reichen Dir in diesem Zusammenhang die genannten Bild- und Fundbelege aus dieser Epoche nicht aus? :)
 
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Hallo, Puh nun hab ich mich tapfer durch 10 Seiten gelesen. Borten,Ihr habt die Borten nicht erwähnt.Viele glauben nur mit Borten die Klamotte echt mittelalterlich machen zu können.Dabei sind Muster wie Widderhorn und Co aber moderne Muster.Auf die verschiedenen Muster einzugehen,führt glaub ich ein wenig weit,aber die Borten kann man sich auch gut sparen,denn bedenkt man, wie zeitaufwendig es ist eine Borte herzustellen,merkt man das dies ein Luxusartikel ist.Die damaligen Stände/Maßstäbe sind mit den heutigen nicht zu vergleichen. Borten aus Baumwolle oder Kunstfaser gehen gar nicht.Sehen nett aus,gab es aber nicht,schon gar nicht mir Glitzer.(buntes Leinen überigens auch nicht) Noch ein Tip ist zum Beispiel wie man im Internet auftritt. Stellt man in Foren Fragen,ist es immer gut,sich vorher überlegt zu haben wen man darstellen will und die angestrebte Zeit mit einfließen zu lassen.Damit ist kein gefakter Lebenslauf gemeint, sondern grob: mach ich Frümi, Homi oder Spämi.Vielen Neulingen ist gar nicht bewußt das das Mittelalter eine Zeitspanne von etwa 1000 Jahren umfaßt. So erspart man sich Bemerkungen, das man erst mal ein Buch lesen sollte,oder andere unfreundliche Klatschen. Fehler machen,gehört glaub ich dazu.Meine Ilusion war anfangs auch ein verwegenes Schnürkleid...gelandet bin ich im mausgrauen "Sack"kleid,und hab trotzdem oder erst recht Spaß an der Sache.Man muß glaub ich reinwachsen.Dazu gehören Dinge wie das Schwert,den teuren Gürtel,oder die tolle Fibel,die man anfangs kauft,weil man sich reinstürzt und dazu gehören will.Auch wenn man schnell merkt,das man unnütz Geld ausgegeben hat. Viele Grüße Silvia die übelegt,auf welche Pauschalaussagen sie anfangs reingefallen ist,die irgendwo im Internet rumgeistern.Das Mittelalter war bunt,man gab sich gern verschwenderisch ... es ist schon schwer da durch zu steigen,und sich zu orientieren.Das wäre schön wenn die Leute zu Euren Leifaden finden.
 
@Viator o.k., o.k. .......... mir war nur so als hätte ich was von Übergang, Bruchen, Beinlinge etc. gelesen, wahrscheinlich habe ich es aber nur geträumt ;) @Silvia, schön formuliert. Fragen gehören in ein Forum, sie sind das Salz in der Suppe, da hilft dann auch manchmal die beste Startanleitung nicht, wobei jeder natürlich immer berücksichtigen sollte dass Eigenbemühungen im Vordergrund stehen sollten :)
 
Original von Silvia Borten,Ihr habt die Borten nicht erwähnt.Viele glauben nur mit Borten die Klamotte echt mittelalterlich machen zu können.Dabei sind Muster wie Widderhorn und Co aber moderne Muster.
Poah, wenn ich bedenke, wie viele Meter Borte wärend fast 1000 Jahren Mittelalters gewebt wurden find ich diese Aussage ganz schön gewagt. Hier Muster auszuschließen ist ja fast schon nicht mehr haltbar. Grundsätzliche Kleidungsformen kann man schon in Frage stellen, aber dass bei so einem kreativen Handwerk wie dem Weben ein Muster "un-A" ist, das find ich schon mutig. Bei den verwendeten Materialien sind wir übrigens kurz darauf eingegangen. Und @ viator und trixie: Kann mir jetzt mal jemand eine Aussage in einer Zeile gehalten machen, die man für einen blutigen Anfänger tätigen kann, ohne gleich 100 Regeln zu brechen? Wir sprechen hier von absoluten Neulingen, die gerade von ihrem ersten Markt kommen. Wenn es also eine Form der Beinbekleidung gibt, die er definitiv anziehn kann, von mir aus auch noch mit Unterscheidung Früh- und Hochmittelalter, dann würd ich sie gerne EINFACH ausformuliert haben. Wir wollen einfach nicht, dass er sich auf dem nächsten Markt eine Hose kauft, wenn die umstritten ist und sich stattdessen für Beinlinge oder Wickel entscheidet, wenn diese ganz sicher möglich sind. Eine Hose kann er sich nach weiteren Nachforschungen auch später noch zulegen.
 

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