Ich möchte nicht die Gefühle von irgendwem verletzen oder besserwisserisch klingen, aber Kampfsport ist immer eine Gratwanderung. einserseits soll es ein fairer Sport sein, bei dem man sich möglichst nicht verletzen soll, andererseits soll ein Kampf ausgetragen werden, bei dem am ende ein klarer Sieger feststeht. Aber es ist und bleibt ein Sport, bei dem Sicherheit an erster stelle stehen sollte. Und das stand bei dem Kampf, der zu dem Unfall geführt hatte offenbar nicht ganz, denn wenn die Fotos, die im ersten verlinkten Artikel richtig sind, kann ich nur sagen, dass der Unfall mit ein paar kleinen Schutzmaßnamen mehr wesentlich glimpflicher ausgehen hätte können. Denn auf den Fotos sieht es so aus, als ob die Klinge - Stahl oder Kuststoff spielt dabei erstmal keine Rolle - ohne sich zu deformieren zweimal Nebeneinander durch den Sehschlitz des Helmes passt. Auch wenn dieser Sehschlitz als Ziel für einen Stich relativ klein ist, so ist er ein existentes, nicht zu verachtendes Sicherheitsrisiko. Mit zwei einfachen senkrechten Metallstreben auf je einem Drittel der Breite oder einem - wie schon von euch vorgeschlagenen - Gittergeflecht oder einer Schutzbrille (Mensurmaske vielleicht auch) wäre der Stich entweder im Schliitz hängen geblieben, oder hätte zumindest das Auge nicht verletzt. Aber nachher ist man immer klüger, und deshalb ist den Leuten keinen Vorwurf zu machen. Sie haben angenommen, dass die Fläche zu klein ist um wahrscheinlich getroffen zu werden und das stimmt ja auch zu einem gewissen Grad - nicht das maximal mögliche für die sicherheit zu tun ist auch volkommen legitim. Allerdings: es gibt festgeschriebene Reglements von bewaffneten Sportarten wie Fechten, Kendo und so weiter, die eben diese Lücke nicht dulden: Aus dem Kendo weiß ich, wie schwer es sein kann einen Schlag abzubremsen und deshalb sind die dabei benutzten Trainingsschwerter so konzipiert, dass sie unter keinen Umständen ohne selbst kaputt zu gehen durch das (wie ihr vielleicht wisst) recht grobe Gesichtsgitter - die Mengane - passen. Zumindest solange das Shinai einen korrekt zusammengebauten Spitzenschutz hat. Bisher weiß ich nur von sehr wenigen Augenverletzungen im Kendo, und die von denen ich weiß (z.B. eine aus einer Anekdote des Trainers) rührten von defekten Shinai und unsachgemäßer Handhabung (also ungebremste schläge) her. Das heißt bei Shinai, dass denen entweder diese Spitzensicherung fehlte, oder sie aufgrund einer falschen Lagerung und zu viel Kraft gesplittert sind - deshalb gibt es die Waffenprüfung vor dem Training. Auch wenn manche sie verteufeln oder nicht mögen, so fordert die SCA (Society of Creative anachronism) von ihren Kämpfern, dass die Ersatzwaffen aus Rattan einen gewissen Mindestdurchmesser haben und die Helme nur Löcher oder Schlitze maximal etwa halb so groß sein dürfen. Auch hier sind mir keine Augenverletzungen bekannt, die nicht auf defektes oder falsches Material zurückzuführen sind. Sportliches Fechten fordert eine Spitze mit einer gewissen größe und schreibt zudem eine Maschenweite der Maske weit darunter vor und im Mensurfechtn wird zwar (neben dem Körper) nur das Auge mit einer Fechtbrille geschützt, aber das ebenso effizienter um genau solche Augenverletzungen zu vermeiden, wie sie im geschilderten Fall auftraten. Zusammengefasst: Schwertkampftraining, Schaukampftraining und mittelalterliches Kämpfen in allen Ehren: in punkto Sicherheit hat historische Korrektheit zumindest soweit zurückzustecken, dass die meisten lebensgefährlichen Verletzungen ohne Beschädigung von Material ausgeschlossen sind, wenn es in einem Kampf zur Sache geht, ansonsten sind selbst bei stumpfen Klingen Unglücksfälle vorprogrammiert. Sich nicht zu schützen ist wie ohne Sicherheitsgurt fahren. Es mag bei der Post und für Taxifahrer normale sein, aber die Post darf es auch nur wenn sie Schrittempo fährt und Taxifahrer dürfen es nur, weil es zu viele Taxiüberfälle gab. Sicherheit geht vor. *Anmerkung: Während der Semesterferien fahre ich im Paketdienst - und ich schnall mich im Gegensatz zu den meisten Kollegen an.