Hi, Schwerpunkt und Schwingpunkte eines Schwertes sind den meisten bekannt. Es gibt aber auch noch die sog. Einschlagpunkte (Impactpoints) und Dreh- bzw. Rotationspunkte (Pivotpoints). Diese Punkte sind in besonderem Maße für die Dynamik eines Schwertes verantwortlich. Diese Punkte ermittelt man folgendermaßen. Man hält das Schwert mit zwei Fingern irgendwo am Haft und lässt die Klinge nach unten hängen. Nun bewege ich meine Hand nach rechts und links, ohne dabei ein Drehmoment auf die Klinge zu übertragen. Dieser Punkt, an dem ich das Heft halte und Kräfte auf das Schwert übertrage, ist der der Einschlagpunkt. Man könnte sagen, dass man an dieser Stelle durch die Bewegung der Hand einen "Einschlag" von außen simuliert, der das Schwert in Bewegung (rotation) setzt. Betrachtet man das Schwert während des "Pendelns" findet man an der Klinge einen Punkt, der relativ konstant im Raum zu stehen scheint und nicht mitpendelt. Dieser Punkt ist der Drehpunkt. Zu Jedem Einschlagpunkt gehört immer ein ganz bestimmter Drehpunkt. Halte ich das Heft nah am Parier, liegt der zugehörige Drehpunkt an einer anderen Stelle als wenn ich das Heft in der Nähe des Knaufes halte. Dieser Drehpunkt kann sich, je nach Form und Gewichtsverteilung des Schwertes, irgendwo auf der Klinge befinden. Theoretisch kann er sogar vor dem Ort im Raum liegen, obwohl das für ein Schwert keinen Sinn macht. Allerdings liegen Einschlag- und zugehöriger Drehpunkt immer auf gegenüberliegenden Seiten des Schwerpunktes. Wie schnell man ein Schwert in Rotation versetzen kann, hängt einerseits von der Massenverteilung ab (das Beispiel mit dem Stab aus meinem vorherigen Thread), andererseits davon, wie weit Einschlag- und Drehpunkte beieinander liegen. Im groben kann man sagen, je näher Einschlag- und Drehpunkte beieinander liegen, um so einfacher lässt sich ein Schwert in Rotation versetzen. Das Problem dabei ist, dass Einschlag- und Drehpunkt immer in einem ganz bestimmten Verhältnis zum Schwerpunkt liegen. Simuliere ich den Einschlag näher am Schwerpunkt, rückt der Drehpunkt exponential weiter weg vom Schwerpunkt. Der Gesamtabstand zwischen Einschlag- und Drehpunkt wird also größer und das Schwert lässt sich weniger schnell in Rotation versetzen. Ebenso verhält es sich andersrum. erhöhe ich das Gegengewicht, also den Knauf, rückt zwar der Schwerpunkt näher an den Einschlagpunkt, gleichzeitig wandert der Drehpunkt jedoch wieder weiter weg vom Schwerpunkt. Verlängere ich den Griff, erhöht sich ebenfalls der Abstand zwischen Einschlag- und Drehpunkt. Zusätzlich verändere ich noch extrem die Massenverteilung und es liegt mehr Masse weit vom Drehpunkt entfernt. Aufgrund der Massenträgheit erschwert das zusätzlich die Rotation des Schwertes. Je nachdem wie ein Schwert geführt werden soll, ob es als einzige Waffe eingesetzt werden soll, bei der die Spitze konstant zwischen dir und dem Gegner stehen soll oder ob das Schwert mit Schild geführt wird und hohe Wendigkeit gefragt ist, sollten die Einschlag- und Drehpunkte an ganz bestimmten Positionen am Griff und der Klinge liegen. Auch das Verhältnis zu den jeweiligen Schwingpunkten ist klar definiert (das geht aber schon tief in die Physik von Schwertern
) Verlängere ich bei einem schlecht ausgewogenem Schwert den Griff und/oder vergrößere den Knauf, mit der Absich ein wendigeres und Schnelleres Schwert zu erhalten, erreiche ich damit, aus den oben genannten Gründen, häufig genau das Gegenteil!!! Um den Bogen zu der Ausgangsfrage zu schlagen. Ein Schwert, welches vorwiegend für den Hieb eingesetzt werden soll, muss sich durch die führende Hand schnell in Rotation versetzen lassen. Denn die Einschlagenergie eines Schwertes ist abhängig von der Masse (in diesem Fall der Massenverteilung) und der Geschwindigkeit (weitere Faktoren, die einen guten Hieb ausmachen, lasse ich hier mal weg. Das würde den Rahmen sprengen. Z.B. Einschlagwinkel, Position des Einschlages auf der Klinge, gezogen oder nicht...). Natürlich könnte man auch ein Schwert, welches gefühlt sehr kopflastig ist, auf eine entsprechend hohe Geschwindigkeit beschleunigen und somit einen sehr kräftigen Hieb ausführen. Nur wäre dazu eine weite Ausholbewegung und sehr viel Kraft notwendig. Beides Eigenschaften, die im Kampf nicht erwünscht sind. Denn es kommt ja gerade darauf an, ein Schwert schnell und mit wenig Kraft zu einem kräftigen Hieb zu bringen. Es wäre noch zu erwähnen, dass solche Schwerter in der Regel mit einem Schild verwendet wurden. Solche "Hiebschwerter" waren in der Regel nicht dafür konzipiert, bei einem Kampf konstant wischen mir und dem Gegner zu stehen. Quasi als aktiver Schild. Bei "Langen Schwertern" gehört es zum Konzept, dass die Spitze bei einer bestimmten Führungsart konstant auf meinen Gegner gerichtet bleibt. Z.B. wenn ich mit der Stärke meines Schwertes einen Hieb pariere und gleichzeitig mit dem Ort zusteche. Solche Schwerter haben, wenn man den Einschlag in der Nähe des Pariers simuliert, einen zugehörigen Drehpunkt, der in der Nähe des Ortes liegt. Das ermöglicht eine einfache Positionierung der Spitze und präzise Stiche auch aus der Bewegung heraus. Soweit erstmal :wiki4 Natürlich gibt es noch eine Reihe anderer Aspekte, die definieren, ob ein Schwert eher für den Hieb oder für den Stich oder für beides geeignet ist. Oben habe ich mal kurz angekratzt, welche Auswirkung die Physik auf die Dynamik eines Schwertes hat. Gruß jannis