Schwerter - Hieb- und Stichwaffen ***bearbeitet ***

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An sich nervt mich diese Streiterei gerade tierisch, ich wage es aber mal, ein paar Gedanken dazu einzubringen und ins Bett zu gehen, bevor die ersten Wurfspieße fliegen. Ist eine Flügellanze nicht sowieso eher eine Reiterwaffe? Meines Wissens nach gibts die Flügel dafür, dass man im vollen Ansturm die Spitze nicht so weit in den Gegner steckt, dass man sie nicht wieder raus bekäme. Und optimalerweise brauche ich das Ding dann auch nicht mehr waagrecht halten, sondern senkrecht und kurz vor Aufprall die Spitze nach vorn sinken lassen. Und damit ist das Gewicht der Spitze nicht mehr dermaßen relevant, Hauptsache es bricht nicht ab. Für Fußtruppen sind mir da eher kleine, je nach Zeit blattförmige oder dreieckige Spitzen bekannt. Und die sind auch deutlich leichter. Japanische Yari wird glaube ich auch wieder ganz anders benutzt, auch deutlich mehr zum Schlagen, die typische Formationslanze war eher ein schräg abgeschnittenes Bambusrohr Sehr Schwer ist dann noch die Pike, die wird aber auf dem Boden aufgesetzt und mit dem Fuß abgestützt.(Also nicht nur, das ist die Variante gegen schwere Reiterei) Für Helebarden ist mir allerdings eine Stoßtechnik aus der Formation bekannt bei der man das Ding auf Brusthöhe mit der linken Hand etwa am Schwerpunkt fasst, mit der rechten am Ende, kurz vor Aufprall wird sie dann nach vorn durchgeschoben. Halten kann man die da nicht mehr, aber das ist ja mehr eine Art Werfen und dann steckt das schwere Ende ja auch wieder in irgendwem drin der das abstützt. So, und jetzt wieder lieb sein! Gute Nacht
 
***gelöscht von haste feuer*** Mischt doch bitte nicht verschiedene Waffen und Epochen sowie Regionen ... japanische Schwertführung ist ungleich europäischer und heute machen wir das sicher anders als unsere Vorfahren. Von klassischen Schwert - Zweikampf gar nicht zureden, aber einigen oder sogar vielen hier macht Linienkampf Spaß und man will natürlich auch gewinnen ... früher war das Ziel zu Überleben und gleichermaßen den Gegner massiv zu schädigen ... früher ... ;) Lasst jeden seine Lanze halten wie er will, solange niemand ernstlich gesundheitlich gefährdet wird. Wenn die Lanzenhaltung falsch ist, wird man es früher oder später selbst merken, wenn man keine oder nur schlecht Treffer setzen kann, bevor man selbst "vernichtet" ist ... ... und egal ob dicke oder dünne Arme, viele oder wenige Schweine vor dem grillen selbst zerlegt hat, der Stecken ein Kendostab oder eine Flügellanze ist ... wäre es schön, hier im Forum beim eingebürgerten Du bleiben zu können. ***gelöscht von haste feuer***
 
***gelöscht von haste feuer*** Lieber Friethjoph, ich möchte sie gerne darauf hinweisen, dass gerade ein Physiker die Entwicklung des Falsifikationismus eingeleitet hat. Weshalb ich das tue, muss ich wohl nicht weiter ausführen. Aus meiner Sicht sind sie auch zu fokusiert auf das Medium Schwert und vernachlässigen in ihren Überlegungen den Schwertführenden, dessen Physiologie über den Gebrauch des Schwertes entscheidet. Dessen Bewegungen werden vermutlich nicht wie von ihnen suggeriert von isotonischen Haltearbeiten abhängen oder nur gradlinge Bewegungen im Schwerkraftfeld sein. Die grundsätzliche Aussage, dass ein kopflastiges Schwert, wie die Spatha, eher für einen Hieb ausgelegt ist bedeutet indes nicht, dass dieses Schwert für Stiche ungeeignet ist. Diese Eigenschaften stehen vielleicht in Korrelation, stellen aber kein gegenseitiges Ausschlusskriterium dar. Bezüglich der Haltung von Speeren: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen (Speer, Spieß, Lanze etc.), auf die künstlerische Freiheit und den Gebrauch (beim Wurf wird man vermutlich zur Mitte umgreifen) etc. achten. Den so wie von dir beschrieben wirst du z.B. im modernen Reenactmentfechten niemanden eine Lanze halten sehen, weil sie (auch historisch) in dieser Haltung viel zu viel Platz benötigen würde, von dem Gebrauch eines Speers in einer antiken Phalanx oder im Gevierthaufen mal ganz abgesehen. Das ein Reiter in der Mitte greift ist dann auch wieder logisch, den da geht die Lanze dem Pferd am Arsch vorbei... Hier eine Darstellung von einer zweihändig geführten Lanze durch Infanterie (und ja sie wird ganz hinten gegriffen) http://de.wikipedia.org/w/index.php...lab_20090616.jpg&filetimestamp=20090911154919 Im übrigen kann man hier auch ganz gut die Tragweise von Schilden erkennen, wie ich sie in diesem Forum mal posten wollte ... ist hiermit geschehen... ***gelöscht von haste feuer***
 
@Friethjop. "wenig dafür geeignet" ist umgangssprachlich enorm missverständlich. Bitte drücke dich klarer aus. Deine Postulate hier sind auch für mich schwer erträglich, da sie mit wissenschaftlichen Anreicherungen leider sachlichen Unsinn als Anschein der absoluten Wahrheit verbreiten. Dabei zeigst du eine unangenehme Hartnäckigkeit, Argumente anderer Teilnehmer mit größerem Erfahrungsschatz zu ignorieren. Dein rethorisches Zurückrudern auf vorgebliche "relative" Ausdrücke macht es nicht besser. Wenn etwas (ich zitiere) "nicht zum Stechen tauge" - dann ist das eine klare Aussage, die in dieser Form sachlich falsch ist. Die physikalischen Eigenschaften einer Pieke sind noch viel übler als die eines Bidenhänders und trotzdem hat das Gerät den Namen von der Eigenschaft, die es auszeichnet: das Pieken. Mann kann mit 4-5 Meter langen Lanzen hervorragend stechen und diese werden zuvorderst schlagend ins Ziel gebracht, also aus einer senkrechten Hut direkt in den waagerechten Stich gebracht, man nennt das einen Hieb in einen Stich wandeln (Lesen dazu: Joachim Meyer, Lange Stange, zwischen 1560-1600 erschienene Werke). Dazu gehört Kraft, Technik und Können. Dieses ist dir mangels Anleitung und Übung nicht gegeben, wie es Dani leider sehr salopp formuliert. Das bedeutet aber nicht, dass es nach monatelangem Drill (der war dazu angebracht) nicht bestens funktioniert. Ich für mein Teil, steche mit einem schweren Speer von 3 Meter Länge einhändig mit der Hand gaaanz hinten Die Kunst liegt darin, nach dem Stich das Gerät schnell wieder in zwei Hände zu führen. Doch hat man das geübt, ist es ein wunderbares Mittel mit enorm überraschender Reichweite (ebenfalls Joachim Meyer). Das gleiche mache ich auch problemlos mit einem Zweihänder, den ich auch recht lange waagrecht halten kann, wenn es sein muss (was allerdings fechterisch unsinnig ist). Was die Klingenform betrifft, so gibt es einen Versuch einer Tabelle, welche Klingengeomtrie nach Oakeshott sich schlecht oder gut beim Durchdringen von Gewebe zeigt. D.h. welche Klingen fast ohne Widerstand eindringen und welche ein wenig Druck dahinter brauchen. http://www.thearma.org/forum/viewtopic.php?t=24599 So, und nun schaue man sich mal bitte diese Schönheit von 1580 an. Nehme die Lupe und die Spitze unter Betracht. Sehe, wie die Spitze durch Hiebe und Stiche gelitten und nachgeschärft wurde. Dann sage man mit deutlicher Inbrunst nochmal, dass dieses Gerät nicht zum Stechen tauge. http://www.hermann-historica.de/auktion/hhm57.pl?f=NR&c=77562&t=temartic_A_GB&db=kat57_a.txt Spitze Dinger sind zum Stechen da. Mit manchen geht es besser, anderen nicht. Aber dem Landsknecht als Meister des Langen Schwerters stand auch nicht grundsätzlich der gotische Panzer gegenüber, sondern der Gewalthaufen und die Reiterei. Als Fahnenschützer oder als Störer musste er gegen jegliche Art der Gegner antreten, die Vielseitigkeit der Bidenhänder und Hellebarden war hier ausschlaggebend. Und wenn du das alles nicht glaubst, lese bitte entsprechende Fechtquellen aus dem 16.-17. Jhdt. zu dem Bidenhänder wie die von Diogo Gomes de Figueyredo oder Di Grassi oder Camillo Agrippa und schau mal, ob die mit den Langen Dingern stechen oder nicht. Kanns dir das auch sparen. Sie stechen.
 
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Eine Ausnahme bilden allerdings die reinen Brabanten-Schau-Waffen, damit kann man eigentlich gar nix. Da sind Keulen besser.
Ist ja heftig. Ist das niemand aufgefallen. Das muss natürlich Trabanten-Schau-Waffen heißen. Die Brabanten waren was anderes. Was ein netter Typo :D
 
Erinmund, sry, die Lanze wird nahe der Mitte getragen und hinten geführt.
Ach, da gibt es so viele Varianten, dass weder in der Führung einhändig zu Fuß oder auf dem Hottehüh, ein pauschales Urteil gefällt werden sollte. Auch auf dem immer wieder bunten gern zitierten Teppich von professionelller Kriegerfrauenhand gewoben *hüstel* gibt es verschiedene Lanzen mit verschiedenen Haltungen und auch Wurfspeere. Alles mehr oder weniger ein Strich mit einer Spitze. Wenn ich mir allein schon für das Saustechen die verschiedenen Speere anschaue - ein leichter, der brechen können soll, für das Pferd wird einhändig hinten gegriffen, ein schwerer, der nicht brechen darf für zu Fuß, wird mit dem letzten Viertel frei gelassen, damit er in den Boden kommen kann, wenn die Sau drauf hängt. Dann welche, die hinten gewichtet sind mit Verdickung, mit Blei oder mit einem Eisenfuß, damit sie auch gut hinten getragen werden können. Da gibt es so viele bunte smarties äh Langwaffen, da würde ich nicht pauschal urteilen.
 
Okokok.... ich hab ja auch nicht gesagt, dass die Hände direkt nebeneinander gehalten werden, sondern das dort gezeigte entspricht eigentlich meiner Vorstellung. Ich muss aber auch zugeben, dass es Interpretation ist, wenn ich vermute, dass die Lanze im Orginal sich eher nach vorne verlängert. Aber nichtsdestotrotz werden beide Hände mit der Haltearbeit beschäftigt sein... und vor allem unterscheidet sich der Griff vermutlich nicht sonderlich von einer 5m Lanze, um zum eigentlichen Thema Physik zurückzukehren...
 
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und vor allem unterscheidet sich der Griff vermutlich nicht sonderlich von einer 5m Lanze, um zum eigentlichen Thema Physik zurückzukehren...
Langer Speer und Lanze wurden international sehr ähnlich geführt. Wir finden eine Menge Analogien zwischen Fechtanleitungen aus dem 16. Jhdt. China und Europa. Doch wenn es in die Details geht, wo das Gewicht, die Klingenform, die Haken und die Länge plötzlich entscheiden, gibt es doch eine Menge Unterschiede pro Waffe. Es ist so ziemlich alles denkbar dabei. Man muss es halt erlernen und dann mit dem Material erproben.
 
Hi Leute, nachdem hier etwas aufgeräumt wurde, möchte ich die Gelegenheit nutzen, etwas fachliches zu der Ausgangsfrage beizusteuern. Dass man mit Schwertern der Definition nach sowohl schlagen als auch stechen kann, würde hier bereits gesagt. Dass viele Schwerter mehr (nicht ausschließlich) für den Hieb oder Stich geeignet erscheinen, lässt sich auf einige physikalische Verhältnisse zurückführen. Dabei sind Klingenform und Position des Schwerpunktes zwar relevante Größen aber alleine nicht ausschlaggebend! Die Annahmen, "breite Spitze = Hiebschwert" und "Schwerpunkt nah am Parier = gute Führigkeit und somit besser für den Stick geeignet" sind leider grundlegend falsch. Sie spiegeln vielmehr die weit verbreitete Annahme vieler "Leien" wieder, die versuchen die Dynamik eines Schwertes anhand von möglichst wenigen Parametern zu erklären. In Wirklichkeit wird die Führigkeit eines Schwertes aus dem Verhältnis verschiedener Größen zueinander definiert und nie durch einzelne Größen alleine! Das sind z.B.: - Das Gewicht des Schwertes. - Die Gewichtsverteilung über die Länge des Schwertes gesehen. - Die Steifigkeit der Klinge. - Verhältnis von Klingen- zu Grifflänge. - Das Verhältnis der Position der folgenden Punkte zueinander: Des Schwerpunktes, der Einschlag- und Drehpunkte sowie der Schwingpunkte (für viele wohl der schwierigste Punkt, da diese Punkte sich gegenseitig bedingen). Wichtig ist, zu verstehen, dass sich diese Punkte gegenseitig beeinflussen. Verändere ich einen Punkt (z.B. Länge des Griffes) hat das Auswirkungen auf fast alle anderen Punkte! Doch zuerst muss man vielleicht den Begriff "Führigkeit" mit Inhalt füllen. Es gibt nicht die perfekte Ausgewogenheit oder Führigkeit eines Schwertes. Was als "führig" definiert wird hängt entscheident von Art und Weise ab, wie ein Schwert geführt wird. Es gibt da kein Patentrezept. Vielmehr bestimmt die Art, wie ein Schwert genutzt wird, wie es idealer Weise ausgewogen sein sollte. Als Beispiel: Versucht man ein Anderthalb- oder Zweihänder, welche für den Kampf als "langes Schwert" konzipiert wurden, einhändig mit Schild zu führen, wird man vermutlich gewisse Probleme bekommen;-) Zwar steht die Spitze bei Bewegungen der führenden Hand (sofern diese nah am Parier liegt) schön konstant im Raum, was ein präzises Stechen ermöglicht, doch ist das Schwert nur sehr schwer in Rotation zu versetzen. Für Schnelle Hiebe ist das Schwert einhändig einfach zu träge. Das ändert sich abrupt, wenn man den Schild fallen lässt und die zweite Hand in die Nähe des Knaufes legt. Bleibt die Hand, welche in der Nähe des Parier liegt, relativ statisch und wird die Hand am Knauf zur führenden Hand, welche den Hieb initiiert, so lässt sich das Schwert auf einmal sehr leicht in Rotation versetzen. Das hat nichts (bzw. nicht in erster Linie) etwas mit dem Gewicht oder der Position des Schwerpunktes zu tun. Vielmehr sind es die Einschlagpunkte und die zugehörigen Drehpunkte, welche bestimmen, auf welche Weise sich ein Schwert verhält. Ob es sich z.B. leicht in Rotation versetzen lässt oder ob es eine konstant stehende Spitze hat. Bei einem Schwert mit einem langen Griff kann sich die Dynamik des Schwertes grundlegend ändern, je nachdem, wo man das Schwert greift. Als beispiel dafür dass der Schwerpunkt tatsächlich nichts mit der "Führigkeit" zu tun hat, stelle ich euch kurz das folgende Gedankenspiel vor. Stellt euch eine gerade Stange von einem Meter Länge vor. Der Schwerpunkt liegt genau in der Mitte. Stellen wir uns nun vor, dass wir eine Kugel mit 1000g Gewicht direkt am Schwerpunkt fixieren. Der Schwerpunkt liegt noch immer exakt in der Mitte. Greifen wir den Stab nun direkt in der Mitte und versuchen den Stab um seinen Schwerpunkt zu drehen (also in Rotation zu versetzen), wird das sehr leicht gehen. Der Stab lässt sich sehr leicht in Rotation versetzen. Stellen wir uns nun die gleiche Stange vor, nur dass wir jetzt jeweils eine Kugel von 500g an den Enden der Stange fixieren. Der Schwerpunkt ist noch immer exakt in der Mitte. Auch das Gewicht hat sich nicht geändert. Greifen wir diesen Stab nun wieder in der Mitte und versuchen ihn in Rotation zu versetzen, gelingt dies nun viel viel schwerer. Der gesamte Stab verhält sich aufgrund der unterschiedlichen Massenverteilung sehr viel träger. In beiden Fällen waren sowohl Gewicht als auch Position des Schwerpunktes exakt gleich!!! Ich muss jetzt arbeiten. Wenn ich es zeitlich schaffe, führe ich das heute Abend noch weiter aus. Dann erkläre ich auch, warum es vollig schwachsinnig ist, bei einem Schwert einfach den Griff zu verlängern und/oder den Knauf zu vergrößern und zu denken, dass man damit ein "führigeres" Schwert erhält. Genau das Gegenteil ist der Fall!!! Außerdem erläutere ich weiter, welche Eigenschaften einen präzisen Stich und welche schnelle Hiebe begünstigen. Gruß Jannis
 
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@Jannis, Vielen Dank für den sehr schönen Bericht mit dem noch schöneren Beispiel... Er ist zum einen sehr aufschlussreich zum anderen spiegelt er genau meine Erfahrung wieder. Hier im Forum fehlt ein "Danke für den Beitrag" Button !!!!! LG Dani
 
Hi, Schwerpunkt und Schwingpunkte eines Schwertes sind den meisten bekannt. Es gibt aber auch noch die sog. Einschlagpunkte (Impactpoints) und Dreh- bzw. Rotationspunkte (Pivotpoints). Diese Punkte sind in besonderem Maße für die Dynamik eines Schwertes verantwortlich. Diese Punkte ermittelt man folgendermaßen. Man hält das Schwert mit zwei Fingern irgendwo am Haft und lässt die Klinge nach unten hängen. Nun bewege ich meine Hand nach rechts und links, ohne dabei ein Drehmoment auf die Klinge zu übertragen. Dieser Punkt, an dem ich das Heft halte und Kräfte auf das Schwert übertrage, ist der der Einschlagpunkt. Man könnte sagen, dass man an dieser Stelle durch die Bewegung der Hand einen "Einschlag" von außen simuliert, der das Schwert in Bewegung (rotation) setzt. Betrachtet man das Schwert während des "Pendelns" findet man an der Klinge einen Punkt, der relativ konstant im Raum zu stehen scheint und nicht mitpendelt. Dieser Punkt ist der Drehpunkt. Zu Jedem Einschlagpunkt gehört immer ein ganz bestimmter Drehpunkt. Halte ich das Heft nah am Parier, liegt der zugehörige Drehpunkt an einer anderen Stelle als wenn ich das Heft in der Nähe des Knaufes halte. Dieser Drehpunkt kann sich, je nach Form und Gewichtsverteilung des Schwertes, irgendwo auf der Klinge befinden. Theoretisch kann er sogar vor dem Ort im Raum liegen, obwohl das für ein Schwert keinen Sinn macht. Allerdings liegen Einschlag- und zugehöriger Drehpunkt immer auf gegenüberliegenden Seiten des Schwerpunktes. Wie schnell man ein Schwert in Rotation versetzen kann, hängt einerseits von der Massenverteilung ab (das Beispiel mit dem Stab aus meinem vorherigen Thread), andererseits davon, wie weit Einschlag- und Drehpunkte beieinander liegen. Im groben kann man sagen, je näher Einschlag- und Drehpunkte beieinander liegen, um so einfacher lässt sich ein Schwert in Rotation versetzen. Das Problem dabei ist, dass Einschlag- und Drehpunkt immer in einem ganz bestimmten Verhältnis zum Schwerpunkt liegen. Simuliere ich den Einschlag näher am Schwerpunkt, rückt der Drehpunkt exponential weiter weg vom Schwerpunkt. Der Gesamtabstand zwischen Einschlag- und Drehpunkt wird also größer und das Schwert lässt sich weniger schnell in Rotation versetzen. Ebenso verhält es sich andersrum. erhöhe ich das Gegengewicht, also den Knauf, rückt zwar der Schwerpunkt näher an den Einschlagpunkt, gleichzeitig wandert der Drehpunkt jedoch wieder weiter weg vom Schwerpunkt. Verlängere ich den Griff, erhöht sich ebenfalls der Abstand zwischen Einschlag- und Drehpunkt. Zusätzlich verändere ich noch extrem die Massenverteilung und es liegt mehr Masse weit vom Drehpunkt entfernt. Aufgrund der Massenträgheit erschwert das zusätzlich die Rotation des Schwertes. Je nachdem wie ein Schwert geführt werden soll, ob es als einzige Waffe eingesetzt werden soll, bei der die Spitze konstant zwischen dir und dem Gegner stehen soll oder ob das Schwert mit Schild geführt wird und hohe Wendigkeit gefragt ist, sollten die Einschlag- und Drehpunkte an ganz bestimmten Positionen am Griff und der Klinge liegen. Auch das Verhältnis zu den jeweiligen Schwingpunkten ist klar definiert (das geht aber schon tief in die Physik von Schwertern ;) ) Verlängere ich bei einem schlecht ausgewogenem Schwert den Griff und/oder vergrößere den Knauf, mit der Absich ein wendigeres und Schnelleres Schwert zu erhalten, erreiche ich damit, aus den oben genannten Gründen, häufig genau das Gegenteil!!! Um den Bogen zu der Ausgangsfrage zu schlagen. Ein Schwert, welches vorwiegend für den Hieb eingesetzt werden soll, muss sich durch die führende Hand schnell in Rotation versetzen lassen. Denn die Einschlagenergie eines Schwertes ist abhängig von der Masse (in diesem Fall der Massenverteilung) und der Geschwindigkeit (weitere Faktoren, die einen guten Hieb ausmachen, lasse ich hier mal weg. Das würde den Rahmen sprengen. Z.B. Einschlagwinkel, Position des Einschlages auf der Klinge, gezogen oder nicht...). Natürlich könnte man auch ein Schwert, welches gefühlt sehr kopflastig ist, auf eine entsprechend hohe Geschwindigkeit beschleunigen und somit einen sehr kräftigen Hieb ausführen. Nur wäre dazu eine weite Ausholbewegung und sehr viel Kraft notwendig. Beides Eigenschaften, die im Kampf nicht erwünscht sind. Denn es kommt ja gerade darauf an, ein Schwert schnell und mit wenig Kraft zu einem kräftigen Hieb zu bringen. Es wäre noch zu erwähnen, dass solche Schwerter in der Regel mit einem Schild verwendet wurden. Solche "Hiebschwerter" waren in der Regel nicht dafür konzipiert, bei einem Kampf konstant wischen mir und dem Gegner zu stehen. Quasi als aktiver Schild. Bei "Langen Schwertern" gehört es zum Konzept, dass die Spitze bei einer bestimmten Führungsart konstant auf meinen Gegner gerichtet bleibt. Z.B. wenn ich mit der Stärke meines Schwertes einen Hieb pariere und gleichzeitig mit dem Ort zusteche. Solche Schwerter haben, wenn man den Einschlag in der Nähe des Pariers simuliert, einen zugehörigen Drehpunkt, der in der Nähe des Ortes liegt. Das ermöglicht eine einfache Positionierung der Spitze und präzise Stiche auch aus der Bewegung heraus. Soweit erstmal :wiki4 Natürlich gibt es noch eine Reihe anderer Aspekte, die definieren, ob ein Schwert eher für den Hieb oder für den Stich oder für beides geeignet ist. Oben habe ich mal kurz angekratzt, welche Auswirkung die Physik auf die Dynamik eines Schwertes hat. Gruß jannis
 
Sehr schön ausgeführt. Danke. Anzuhängend bleibt jetzt nur noch ein Vortrag, inwieweit die Geometrie und die Steifigkeit das Schwinungsverhalten beeinflussen und damit das Gewichtsverhältnis unterstützen bzw. bei schlechter Arbeit korrumpieren können. Leider fehlt mir dazu die Muße... schade aber auch...vielleicht mag sich ein anderer daran versuchen. lg JP
 
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Musste mir deine Beitraege zweimal durchlesen Xerxes und hatte so meine Probleme das alles zu kapieren. Ausserdem hat das ganze bei mir noch ne zusaetzliche Frage aufgeworfen. Trotzdem schon mal 1000 Dank fuer deine Muehen. Habe ich das richtig verstanden, dass zwar die Klingenform/der Schwerttyp schon mal grundsaetzlich ein Anhaltspunkt ist wofuer sich das Schwert eignet, aber Schwerter des gleichen Typs sich trotzdem theoretisch in der Fuehrigkeit/Eignung zu bestimmten Techniken unterscheiden koennen? Was mich am meisten interessieren wuerde waere die Gegenueberstellung von Merowingerzeitlichen und Wikngerzeitlichen Schwertern. Bisher ging ich davon aus, dass erstere grundsaetzlich weniger gut zum Fechten geeignet sind und eher zum Hieb als zum Stich taugen. Nach dem lesen deines Beitrages frage ich mich, ob Merowingerzeitliche Schwerter, trotz typischer Klingenform, in Einzelfaellen?, so ausgewogen sein konnten, dass sie sich besser zum Fechten eignen (Bei Wikingerzeitlichen Schwertern die gleiche Frage in umgekehrt). Waere vermutlich hilfreich einfach mal verschiedene Rekonstruktionen in die Hand zu nehmen :-/
 
Habe ich das richtig verstanden, dass zwar die Klingenform/der Schwerttyp schon mal grundsaetzlich ein Anhaltspunkt ist wofuer sich das Schwert eignet, aber Schwerter des gleichen Typs sich trotzdem theoretisch in der Fuehrigkeit/Eignung zu bestimmten Techniken unterscheiden koennen?
Ja das hast du so weit richtig verstanden. So kannst du ja auch ein Gemüsemesser zum Fleischschneiden verwenden und umgekehrt.
Bisher ging ich davon aus, dass erstere grundsaetzlich weniger gut zum Fechten geeignet sind und eher zum Hieb als zum Stich taugen. Nach dem lesen deines Beitrages frage ich mich, ob Merowingerzeitliche Schwerter, trotz typischer Klingenform, in Einzelfaellen?, so ausgewogen sein konnten, dass sie sich besser zum Fechten eignen (Bei Wikingerzeitlichen Schwertern die gleiche Frage in umgekehrt).
Definiere den Begriff Fechten. Ich gehe jetzt mal davon aus dass du unter dem Begriff Fechten, sowas wie das I.33 verstehst. Sollte das der Fall sein musst du bedenken dass solche Duellkämpfe zur Merowingerzeit und auch zur Wikingerzeit nicht häufig vor kamen. Dazu sind die I.33 Schwerter zum einen länger und schlanker als die Merowinger und Wikingerzeitlichen Spathas zum anderen ist der Kampfstiel grundlegend anderst. Aber beide Schwerter eignen sich sehr gut zum stechen als auch zum Hieb. Wie jpk in einem anderen Post schon erwähnt ligt der unterschied darin dass einige Schwerter sehr leicht in menschliches Gewebe eindringen (ohne viel druck zu benötigen) hier z.B. das typische I.33 Schwert und andere etwas nachdruck benötigen hier das Merowinger und Wikingerzeitliche Spatha. Aber mit beiden lässt sich sehr gut stechen. In der Regel ist ein I.33 Schwert Grifflastiger als ein Spatha und erleichtert so die Ausrichtung des Ortes in Richtung Gegner so wie einen gezielteren Stich. Wenn ich ein Spatha aber in den selben Gewichtsverteilungen hätte (wie oben von Jannis beschrieben) hätte man ein Spatha mit den Eigenschaften eines I.33 Schwertes. (Typische I.33 Schwerter sind z.B XV, XVa oder XVI)
Waere vermutlich hilfreich einfach mal verschiedene Rekonstruktionen in die Hand zu nehmen :-/
Oh ja das ist äußerst hilfreich und man merkt dadurch deutlich wie dieses oder jenes Schwert geführt werden will... LG Dani
 
Ich muss Trinitatis recht geben man kann auch mit einem wiki schwert Fechten wie im 1.33. das weis ich aus eigener erfahrung. Da ich immer noch auf mein schönen einhänder zum fechten warte, trainier ich mom mit einem wunderschönen wiki eines kolegen. War am anfang ungewohnt da doch etwas kopflastiger, aber nach ein paar wochen kein problem mehr.Man muss einfach den verändersten schwerpunkt beachten, und im freikapf nur seltener die huten mit gestrecktem arm einnehmen (halbschilt,oberes schützen, langort). Die häue haben dafür ein wunderschöner dynamik und ach das stechen geht gut(kostet für mich etwas mehr kraft kann aber auch an meiner technik liegen) zudem hatten wir schon dieverse schnitt und stichtest mit allen möglichen scharfen schwertern (vom spatha bis zum gassenhauer :wiki4 ) und vorallem das stechen war auch mit de spathas kein problem :) als fazit man kann mit ziemlichen jedem schwert alles tun, allerdings sind die meisten schwerter EHER auf eins von ebidne ausgelget (beispiel wiki hauen/schneiden und ein Langschwert 15 jhd stechen. Mann muss auch immer den einsatz zweck bedenken bzw die umstände der rüstungseigenschafften so genung von meiner subjektiven einschätzung (die kein anspruch auf unfehlbarkeit hat :ups )
 
spatha,spathae... bitte keine Spathas (oder sagt ihr auch Pizzas und Atlasse? Dann fahrt nur fort nach gusto...)
 
War am anfang ungewohnt da doch etwas kopflastiger, aber nach ein paar wochen kein problem mehr.Man muss einfach den verändersten schwerpunkt beachten, und im freikapf nur seltener die huten mit gestrecktem arm einnehmen (halbschilt,oberes schützen, langort).
Ich denke dass es einfach daran liegt, dass diese Schwerter nicht zum Fechten aus gestreckten Huten entwickelt wurden. Beachtet man den Einsatzzweck einer Spatha so wird man schnell bemerken dass diese eig. immer zusammen mit einem Schild geführt wurden. Roland von Hammaborg hat da auch bei einer Vorstellung ganz gut die unterschiedlichen Anwendungsbeispiele aufgezeigt... https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=7-Ms9RMH7IA https://www.youtube.com/watch?v=RzTsGYFzMLY&feature=relmfu und hier noch was zum Nachschlagen :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=zoYXFIN0DAo LG Dani
 
spatha,spathae... bitte keine Spathas (oder sagt ihr auch Pizzas und Atlasse? Dann fahrt nur fort nach gusto...)
:eek:ff1 ganz ehrlich hi und wieder erwische ich msch sogar das ich tunnels sage :p, und nur so als gedanken gang nicht jeder hat das grosse oder kleine latinum, und wie man beim lesen meiner beiträge merken sollte tu ich mich ohnehin schon shwer mit der grammatik und rechtschreibung. So dann bestell ich mir jetzt ein paar pizzas mach mir ein paar epsressos und denke übser spathae nach :) :back Trinitatis danke rolands videos und rekos zum wikischild sind mir schon bekannt und ich finde das einen sehr guten ansatz ,wenn auch ganz viel wirklich reine spekulation ist,. und das nachschlagen ist meine paradadisziplin :p
 

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