Stoppt Marktsprech Aktionen !

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.
Pro Dialekt! Ich persönlich mag Martsprech, wenn es abwechslungsreich und PASSEND verwendet wird. Mich als einfachen Kriegsknecht zu ihrzen finde ich unangemessen und ignoriere das auch ganz stumpf. Am liebsten grüße ich immer mit nem einfachen aber kraftvollen: "Moin!" so wie man es hier im Norden schon lange macht (auch wenn das Plattdeutsche sich im 13. Jahrhundert gerade in Ostfriesland einnistete und die Friesen noch mehrheitlich friesisch sprachen). An einer Taverne wollte man mir weismachen, das es (O-Ton) gefälligst "Seyd Gegrüßt heißen solle im Mittelalter" Bin dann schnurstracks zur Konkurrenz gegangen mit den Worten: "Nein, tat es damals nicht und heute auch nicht". Leider ist mein Platt nicht sonderlich gut, da ich es als Kind nicht richtig gelernt habe. Verstehen tue ich fast alles, aber das fließend zu sprechen macht meine Zunge leider nicht mit... PS: inzwischen gibt es sogar nen Generator für Marktschreyb: http://www.huscarl.at/rytterlych.php
 
Ich hab ihn nie verstanden aber er war immer toll. Für seine Bemühungen um die deutsche Sprache hätte man ihm ruhig das Bundesverdienstkreuz antackern können :D
 
Ich persönlich mag Martsprech, wenn es abwechslungsreich und PASSEND verwendet wird. Mich als einfachen Kriegsknecht zu ihrzen finde ich unangemessen und ignoriere das auch ganz stumpf. Am liebsten grüße ich immer mit nem einfachen aber kraftvollen: "Moin!" so wie man es hier im Norden schon lange macht (auch wenn das Plattdeutsche sich im 13. Jahrhundert gerade in Ostfriesland einnistete und die Friesen noch mehrheitlich friesisch sprachen). An einer Taverne wollte man mir weismachen, das es (O-Ton) gefälligst "Seyd Gegrüßt heißen solle im Mittelalter" Bin dann schnurstracks zur Konkurrenz gegangen mit den Worten: "Nein, tat es damals nicht und heute auch nicht". Leider ist mein Platt nicht sonderlich gut, da ich es als Kind nicht richtig gelernt habe. Verstehen tue ich fast alles, aber das fließend zu sprechen macht meine Zunge leider nicht mit...
Ein Mitarbeiter des Bersteinmuseums in St. Peter Ording, sagte mir bei nem Bernsteinschleifworkshop, dass "Moin Moin" aus dem friesischen kommt, und dann erst vom Platt übernommen wurde. Übersetzt heißt es nix weiter als "Gut gut", also quasi wie heute "Ey, alles klar?"
 
Erstmal: Es heißt Moin! (nur einmal) mit Moin Moin grüßen Schnacker, die zu viel Zeit haben und dich zuquatschen wollen. :p Moin bezieht sich jedenfalls keineswegs(wie ab und zu behauptet) auf den Morgen und kann rund um die Uhr benutzt werden. Über die Herkunft kann man dennoch trefflich streiten, Moin könnte aus moien Dag stammen (guten Tag) noch heute gibt es den Plattdeutschen Ausspruch, dat is a moi(en Ship) also, "das ist gut (/ein gutes Schiff) moi=gut gibt es also noch heute im Platt. Ob die Herkunft aber wirklich in der älteren friesischen Sprache liegt, muss ich nochmal ergründen. Kenne zum Glück jemanden, der ein paar Brocken Saterfriesisch spricht, die letzte überlebende Sprachinsel der alten friesischen Sprache, mitten im Moor. Das Saterfriesisch ist leider genauso (wenn nicht gar stärker) bedroht als das Plattdeutsch...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Erstmal: Es heißt Moin! (nur einmal) mit Moin Moin grüßen Schnacker,
nee, stimmt so nicht ganz, habe eine Zeitlang in Dithmarschen/Schleswig Holstein, gewohnt, und da wird Moin Moin gesagt, habe aber selber nur das einmal Moin benutzt...Dithmarschen grenzt übrigens an Nordfriesland an... Ansonsten muß ich sagen, das ich das Marktsprech auch nicht mag. Früher einmal, in den Anfängen mit eigener Gruppe, hatten wir es auch mal versucht, um uns den anderen anzupassen, aber klargekommen ist keiner von uns wirklich damit. Und auch aus noch früheren Zeiten als Besucherin hatte es mich eher unsicher gemacht, da man nicht wußte, wie man darauf reagieren sollte. Aber ich stimme auch zu, das gut gesprochener Marktsprech, wie ich es auch schon bei den Fogelvreien erlebt hatte, kann schon sehr gut und natürlich klingen. Aber die haben dafür auch eigene Kurse zum Erlernen, wenn ich es noch richtig weiß. Aber vermissen tue ich es nicht, und auf unseren Frühmi-Märkten wird es auch nicht gesprochen, zum Glück.
 
Zitat Erstmal: Es heißt Moin! (nur einmal) mit Moin Moin grüßen Schnacker, nee, stimmt so nicht ganz, habe eine Zeitlang in Dithmarschen/Schleswig Holstein, gewohnt, und da wird Moin Moin gesagt, habe aber selber nur das einmal Moin benutzt...Dithmarschen grenzt übrigens an Nordfriesland an...
Genau, bei den entfernten Verwandten in Nordfriesland mag es wirklich so sein. Ich komme aber aus der Region Oldenburg und meine Familie aus Ostfriesland, dort gilt die Regel mit dem einmal Moin. In Nordfriesland sieht es da offensichtlich anders aus. Platt ist sowieso sehr stark regional geprägt, meine Freundin spricht Oldenburger Platt. Meine Ohren sind Wittmunder bzw. Jeveraner Platt gewohnt, dagegen klingt das Oldenburger Platt wie Kauderwelsch, obwohl es genauso zum Plattdeutschen gerechnet wird. In der Region kurz vor Bremen (Lemwerder/Altenesch) ist das Platt schon stark verwässert und kaum noch als solches vom Norddeutschen Dialekt zu unterscheiden...
 
Meine Ohren sind Wittmunder bzw. Jeveraner Platt gewohnt, dagegen klingt das Oldenburger Platt wie Kauderwelsch
Bin nicht mit Platt aufgewachsen, dafür sind wir als Kinder zu viel quer durch Deutschland umgezogen, aber ich habe einmal die damals noch lebende Urgroßmutter und ihre Schwester meines Exmannes tiefstes Ostfriesenplatt sprechen hören. Das war wie eine Fremdsprache für mich, verstanden hatte ich sogut wie nichts...(weiß nicht mehr, wo sie lebte, es war irgendwo zwischen Leer und Emden oder doch noch nördlich davon ?( ).
 
Jo, das ist wirklich tiefste Plattregion, wo selbst im Alltag noch sehr reines Platt gesprochen wird. Die Großeltern eines Freundes leben in Remels und haben nie den Ort verlassen und Hochdeutsch gelernt. Mein Freund hat dort seine Kindheit verbracht aber es hat seinem Hochdeutsch nicht geschadet, er spricht beides fließend. Schade, dass er eher die Ausnahme ist, da viele Eltern befürchten, die Kinder könnten in der Schule mit Platt Probleme haben, meist ist jedoch das frühe Erlernen einer Zweitsprache eher förderlich. Also nochmal ganz eindeutig Pro Dialekt, bzw. Pro Niederdeutsch, gerade auf den norddeutschen Veranstaltungen, die einen Bezug zur friesischen Geschichte haben, wie Sillenstede, Altenesch, Cappel Neufeld und der Marsch zum Upstalsboom, wäre Platt die deutlich bessere Wahl. Da es eine eigene Sprache ist und leider kaum noch der jungen Generation vermittelt werden kann.
 
moin tosamm moin bezieht sich auf moi= schön. man kann sagen es bedeutet "schön dich zu sehen" aber das ist nur waage behauptet moin moin sagen nur die urlauber bei uns, weil das ja überall drauf steht :D plattdeutsch ist sowieso die beste sprach das steht ja wohl außr frage, oder :thumbsup: und den händlern auf märkten begene ich auf ihr" seyd gegrüßt" mit "moin!" da bin isch knall'art ;)
 
Marktsprech oder nicht Marktsprech? (frei nach Wiliam Shakespeare) Thema Pro Dialekt: Dieser ist aus linguistischer (sprachwissenschaftlicher) Sicht immer ein Stück Traditions- und Heimatpflege. Ausgehend vom historischen Mittelalter gab es eine Vielzahl von Dialekten, die trotz Ihrer Eigenheiten zu einer teutonischen Sprache (deutschen Sprache) gezählt werden können. Eine einheitliche Hochlautung (sprich: den Grundstein für die hochdeutsche Sprache, wie wir sie Heute kennen) gibt es erst seit der neuzeitlichen Bibelübersetzung von Martin Luther, welcher nach dem überlieferten Aufzeichnungen "dem Volk aufs Maul geschaut"hat. (kursif = historisches Zitat) Hintergrund ist ein jahrhunderte langer Prozess, in dem sich verschiedene Völker und Volksstämme zu einem dauerhaften Bund (der heutigen Bundesrepublik Deutschland) vereinigten und sich als Teutsch (abgeleitet von dem Begriff "Teutonen"; welcher sich nach meinem bescheidenen Wissen auf die Varus - Schlacht am Teutoburger Wald zurückführen lässt.); später Deutsch versteht. Ich lasse bewusst die Details außen vor. :) Zurück zum Kernthema. Marktsprech ist für mich persönlich aus linguistischer Sicht ein künstlicher Dialekt, der im groben Markt - Mittelalter seinen Platz gefunden hat. Ob er von den aktiven Darstellern gepflegt wird oder nicht gepflegt wird muss jede(r) für sich selber entscheiden. Ich bin der Meinung, daß sich diese ethische Frage im Rahmen der persönlichen Ansprüche selbst beantwortet.
Beispiel: wenn jemand Living History macht, verbietet sich das Marktsprech im Rahmen des historischen Rollenspiels (nicht zu verwechseln mit LARP) automatisch. Auf die Niederdeutschen Dialekte bezogen sieht die Situation wieder vollkommen anders aus.
In diesem Sinn Frage ich mich, ob ein striktes Marktsprech - Verbot auf historischen Märkten nicht die Atraktivität dieses Dialektes noch zusätzlich steigert. Was meint ihr? bis die Tage, der Viator
 
Ja? Ist "Marktsprech" denn wirklich einem älteren Stadium der deutschen Sprache abgeleitet? Außerdem sind auf den Märkten meißt so viele verschiedene Jahrhunderte vertreten und so viele verschiedene Kulturen anwesend (auch Wikinger und Rus), dass selbst eine historisch korrekte Sprechweise nicht passend sein kann. Außerdem bezweifle ich dass Besucher einen authentischen "Walter von der Vogelweide" - Sprecher überhaupt verstehen würden. ?( Das Ganze ist für mich eher ein Hilfmittel um, wie es schon gesagt wurde, "Mittelalter-Feeling" auszudrücken. Ich fand Marktsprech einmal ganz ganz furchtbar schrecklich. Mittlerweile finde ich es wieder lustig, und wir haben im Frühmittelalter auch unseren großen Spaß uns unter uns mit "Edler Recke" und "holde Magd" anzusprechen. ("Edler Ritter" ist bei den römischen Centurio auch ne lustige Sache. :thumbsup: ) Das taugt für nen guten Witz und ist lustig. Mehr sehe ich dahinter allerdings nicht. Wenn allerdings jemand z.B. authentisches "althochdeutsch" sprechen kann und es zeitlich in seine Darstellung passt finde ich das wirklich großartig.
 
Wenn ich mich in der verschiedenen Literatur zu den jeweiligen Dialekten einlese, so erhalte ich nicht selten den Hinweis, dass das jeweilige Platt starke Anlehnungen aus dem Mittelhochdeutschen hat. Das ist insoweit verwirrend, da das von Süden bis zum hohen Norden behauptet wird und die Sprachen haben so gar nix miteinander zu tun. Tatsächlich hat man in der freien Reichsstadt Frankfurt Main nicht einmal die Leute verstanden, die aus Kassel kamen und auch die Wetterauer Bauern hatten ihre Probleme mit der Verständigung (bis heute *grins*). Das Altsächsisch würden heute höchsten ein paar Leute in Großbritannien frei verstehen. Aber tatsächlich war das Mittelhochdeutsch kein bißchen einheitlich wie man schnell erlebt, wenn man sich mit der Transkription von Texten beschäftigt, da springt einem das derbste Platt so entgegen, wie es ein Berufslegastheniker schreiben würde - also frei nach Lautverständnis. Die Dialekte zu sprechen, würde egal ob historisch fundiert, ein echtes Markttreiben eher wiedergeben. Von mir aus mit ein wenig Marktsprech eingebaut. Aber bitte keine "Hörknochen" oder "Schnellzeichner" - das Wort "Telefon" ist ein altgriechisches Lehnkunstwort und eigentlich völlig in Orndung so. Wenn man es unbedingt anpassen will, soll man es doch Gräzisieren (griechische Variante von Latinisieren http://de.wikipedia.org/wiki/Gräzisierung) und "Telephonom" draus machen und den Fotoapparat ruhig "camera obscura" nennen. Klar ist Marktsprech witzig, wenn man es zum ersten mal hört und man um die Ecke denken muss. Aber auf Dauer geht es nur noch auf den Keks und verdirbt mir zumindest die Lust auf die Kommunikation.
 
Moin! Jaja, da ist aber kein Widerspruch: gesprochen wurden wohl eher die Formen des Niederdeutschen - also Platt - und das auch je nach Region unterschiedlich (also teilweise von Dorf zu Dorf mehr oder weniger unterschiedlich). Diese haben sich auch früher gewandelt als das Hochdeutsche, die heutigen Dialekte sind also "näher" an der damaligen Sprache als das Moderne Deutsch am Mittel- oder gar am Althochdeutsch. Und am Stimmigsten wäre es sicher, "einfach" Dialekt zu sprechen, jeder in seinem Eigenen und das folgende Wirrwarr hätte doch echt auch Charme ... ... ich find' das "y" in jedem Wort halt nicht so besonders schön, auch wenn es natürlich Leute gibt, die mit Marktsprech schöne Stimmung erzeugen, erlebe ich das meist leider als "nicht wirklich gelungen" bzw. arg gekünstelt. Deshalb würde mich eine Veranstaltung sehr interessieren, die mal ganz strikt das von Viator angesproche "striktes Marktsprech - Verbot" mal konsequent ausprobiert. Grüß' Gott, jan
 
Und am Stimmigsten wäre es sicher, "einfach" Dialekt zu sprechen, jeder in seinem Eigenen und das folgende Wirrwarr hätte doch echt auch Charme ...
Wäre mir sehr lieb, dürfte aber wohl am allmählichen Aussterben der Dialekte scheitern. Grundsätzlich fände ich es aber auch eine viel weniger gekünstelte und viel "ehrlichere" Art, Atmosphäre zu erzeugen, wenn die Sachsen halt sächseln und die Bajuwaren ihren bairischen Dialekt sprechen dürften.
Außerdem bezweifle ich dass Besucher einen authentischen "Walter von der Vogelweide" - Sprecher überhaupt verstehen würden.
Es wäre trotzdem mal eine schöne Vorführung, mittelhochdeutsche Texte vorzutragen und zu übersetzen. Oder die Leute raten zu lassen ^^.
 
Es wäre trotzdem mal eine schöne Vorführung, mittelhochdeutsche Texte vorzutragen und zu übersetzen. Oder die Leute raten zu lassen ^^.
Ich stimme Dir zu, Perchta. Bist Du dir sicher, daß so eine Vorführung auf einen mittelalterlichen Markt passt bzw. das sie dort überhaupt angenommen wird? bis die Tage, der Viator
 
Ich war noch auf zu wenigen MA-Märkten, als dass mich das nerven würde. Grundsätzlich sehe ich jene aber ohnehin eher als Schaubuden-Entertainment, quasi wie Kirmes nur ohne Blinklichter. Da stört mich das obligatorische "holde Maid" relativ wenig - und wenn ich innerlich noch so weiß, dass es vom Authentizitätsstandpunkt her totaler Bullsh.it ist. Vermutlich fehlt mir halt die Erfahrung im Bereich stimmigen Reenactments in atmosphärischer Lager/Marktumgebung, also kann ich den Widerwillen gegen Marktsprech nicht wirklich nachvollziehen. Toll finde ich aber den Ansatz mit den "alten" Dialekten wie Platt etc. Als Neuzugereiste in eingefleischtem Platt-Gebiet ist das schon ein spannendes Kauderwelsch - ich glaube, solche urige Dialektverwendung könnte die Stimmigkeit für mich sehr heben. Auch die Idee mit einer Aufführung im "echten" Mittelhochdeutsch ist klasse, sowas würde ich sehr gerne mal sehen. Diese Schilder aber, gepaart mit der Protestbewegung finde ich nicht so gut. Wie will man plakativ-grelles "Holde Maid"'zen aufhalten, indem man mit leuchtenden Schildern rumläuft? Leuchtet mir nicht so ein. Wieder anders ist es für mich beim LARP. Da würde es mich wahnsinnig stören, wenn jemand mit einem Dialekt daherkommt, da ist mir Marktsprech tausendmal lieber. LARP (zumindest das, welches ich bisher gemacht habe) ist zum größten Teil Fantasy, auch wenn sich in Ausstattung und Kultur an der "echten" Vergangenheit bedient und orientiert wird. Ein LARP ist wie ein erlebter Film und wenn dort ein Bauer mit einem Urtiroler Kauderwelsch auf mich zukommen würde, dann fiele ich auch aus der Immersion, glaube ich. Da ist der Bezug zum echten Leben dann einfach zu groß für mich - eine sächselnde Elfe kann ich nicht ernstnehmen. Natürlich geht die durschnittliche Sprachkompetenz eines LARPers im Bezug auf Stimmigkeit auch nicht viel weiter als "Ihr" und "Euch" und "Holde Maid" - aber bitte wenigstens nicht im Dialekt, wenn schon phantasielos.
 
Bist Du dir sicher, daß so eine Vorführung auf einen mittelalterlichen Markt passt bzw. das sie dort überhaupt angenommen wird?
Ich weiß es nicht. :( Was ich für mich von den zwei heurigen Märkten im Gedächtnis behalten habe, auf denen ich war, ist eigentlich nur das gelangweilte Herumschlendern zwischen den Buden und Zelten. Keine Ahnung, auf welcher Art Veranstaltung oder in welcher Art und Weise sich so etwas in einen Markt einbauen ließe. Was ich weiß: Die Reaktion in der Schule, als unsere Deutsch-Lehrerin uns den Anfang von Walters 'Reichston' im Original vorgetragen hat, war überraschend positiv - vor allem, weil wir im ersten Anlauf halt wirklich gar nichts verstanden haben. Aber gerade das "auf dem Stein sitzen", das "Beine übereinanderschlagen" und "Ellenbogen aufs Knie stützen", das läßt sich ja alles wunderbar pantomimisch wiedergeben, insofern eignet es sich für ein Ratespiel mit dem Publikum durchaus, hätte ich gesagt. (Ich hab damals den Anfang des Gedichts auswendig gelernt, freiwillig. Ich kann's sogar noch, aber die Aussprache ist frei Fantasy ^^.) Wäre ja vielleicht auch eine Idee, wenn das Marktsprech zu intensiv betrieben wird: mit einem Stegreif-Vortrag von mittel- oder althochdeutschen Texten zu antworten.
 
Hallo! Na ja, was ich bisher an Mittelhochdeutsch-Lesungen oder -Vorführungen auf Märkten erlebt hab' war doch eher ein "Nischen-Produkt". Z.B. vom http://www.kodex-kulturverein.de/ ... mir hat es natürlich sehr gefallen und ich fand es sehr stimmig, aber es waren eben "nur" einige Marktleute da, die sich dann auch fleißig über das Thema unterhalten haben und wir hatten einen sehr schönen Abend ... für das "breite Publikum" ist das so allerdings nichts. Ich glaube das ist wie mit den "Ritterturnieren" - die "Sportveranstaltungen" von "Hobby"reitern, die in mehr oder weniger authentischem Zeug ihre Prüfungen reiten gefallen mir meist besser als die "Show"veranstaltungen von Stuntreitern mit Choreographie usw. - aber da bin ich in der Minderheit. Auf Märkten muss man sich eben auf Kompromisse einlassen, damit es dem Besucher gefällt. Letztlich richtet sich die Veranstaltung ja an ihn und er bezahlt. Das soll aber in keinem Fall "Marktsprech" rechtfertigen. Denn eine gelungene Veranstaltung braucht kein "y" in jedem dritten Wort! Gäbe es denn überhaupt genug Menschen und Veranstalter, die eine solche Veranstaltung (kein Marktsprech, statt dessen Dialekt und evtl Mittelhochdeutsch-"Vorführungen") machen würden? Liebe Grüße, jan
 
Wäre ja vielleicht auch eine Idee, wenn das Marktsprech zu intensiv betrieben wird: mit einem Stegreif-Vortrag von mittel- oder althochdeutschen Texten zu antworten.
Quasi eine archaeotechnische Kulturpflege in Wort, Schrift und Tat? :) Warum eigentlich nicht? Ich erinnere mich an die fachlich fundierten historischen Modenschauen in Kempten und an die historischen Fechtvorführungen (kein Schaukampf, sondern richtiges Fechten, wie es anhand der historischen Quellen überliefert ist) beim kemptener Burgfest. Hier hat es gut geklappt. Wie kannst Du das am besten umsetzen? Eine spontane Idee heisst für mich "Minnewettstreit" in Niederhochdeutsch oder Mittelhochdeutsch. Das wird nicht jeden Besucher begeistern; aber es stellt immerhin eine Erweiterung und Bereicherung eines grob mittelalterlich orientieren Marktes dar. So weit meine Ideen. Was meint Ihr dazu? :) bis die Tage, der Viator
 
Ich hatte mir dieses Jahr für Broich ein paar Sätze Mhd zurechtgelegt, um damit auf Marktsprech antworten zu können. Großer Spaß! Probiert es aus, die dummen Gesichter sind goldwert! (Natürlich mache ich das nur bei Aktiven, also denen, die es eigentlich besser wissen müssten. Der Besucher kann nichts dafür, wenn er das aufgeschnappt hat. Da ist das meistens ein hervorragender Aufhänger für mehrminütige Erklärungen über das Sammelsurium von Sprachen, die in meiner Zeit und Region gesprochen wurden und welche davon für meine Rolle am passendsten wäre) Das Problem, das ich persönlich mit Marktsprech habe ist einfach das: Ich kann ja verstehen, dass man für ein Volksfest mit urigem Ambiente (und nichts anderes sind Mittelaltermärkte nunmal) auch sprachlich ein wenig in eine andere Stimmung versetzen will. ABER: Wieso muss diese Kunstsprache dann immer so klingen, als wäre der Sprecher betrunken, geistig behindert, hätte eine schwere Kopfverletzung oder alles zusammen? Warum keine erfundene, aber praktische Sprache, sondern dieses furchtbare, gekünzelte, 32 mal verschraubte und verschachtelte Geseier, bei dem ich am Ende des Satzes nicht mehr weiss, wie er angefangen hat und froh bin, wenn ich noch meinen eigenen Namen kenne? Mal ganz abgesehen von diesem inflationären Gebrauch des Konjunktivs... Das es geht zeigt uns doch die bessere Fantasy-Literatur oder Historische Romane a la Rebecca Gablé. Was da gesprochen wird, hat mit Mittelalterlicher Sprache auch nichts am Hut, aber es ist praktisch und tut einem nicht schon beim Zuhören weh. Also, gewissermaßen als Friedensangebot an die Marktsprecher: Statt: "Wohlan, gar edeler Recke, es sey mir eyne besundere Fruyde euch wohl zu heissen gar sehr willkommen hier an der Stetten. Erlaubet mir höchstselbst, eurem ergebendsten aller ergebenen Diener euch gar ein Fräglein wohl zu stellen: Seyet ihr wohl hier angereiset, um euch auf das Trefflichste zu ergötzen, an diesem erquicklichen Turniere?" (das reicht, mir wird schlecht...) Einfach: "Gott zum Gruß, mein Herr. Seid ihr hier, um euch das Turnier anzusehen?" Zur Diskussion und Zerfleischung freigegeben, während ich meine Tastatur mit Weihwasser reinige.
 

Neueste Beiträge

Oben